Schauspielhaus Bochum
Maxim Gorki | Kinder der Sonne
Mateja Koležniks Inszenierung erzählt von einer bis ins Innerste gespaltenen Gesellschaft
Mateja Koležnik hat am Schauspielhaus Bochum Maxim Gorkis Schauspiel »Kinder der Sonne« in Szene gesetzt. Ein »astronomisches Stück« wollten die beiden Freunde Gorki und Leonid Andrejew schreiben. Gorki schrieb 1905 »Kinder der Sonne«, ein symbolträchtiges Drama über junge Menschen, die, während ringsum die Cholera wütet, in einer illusionären Welt leben. »Die Chemie überblickt alles, und während sie überall Harmonie entdeckt, forscht sie hartnäckig nach dem Ursprung des Lebens«, verkündet der Experimentalchemiker Protassow. Auf die Warnungen seiner Schwester, die Welt sei »die Brutstätte aller Grausamkeit«, reagiert er nur mit Unverständnis. Erst eine Gruppe Betrunkener stürzt die jungen Menschen aus ihrer illusionären Welt – die falsche Utopie zerrinnt. Protassows Schwester wird wahnsinnig und geht hinaus in die »dürre Wüste« Welt. Protassow und die Kinder der Sonne folgen ihr.
Koležnik zeigt das Drama in einem hyperrealistischen Bühnenbild von Raimund Orfeo Voigt. Sie erzählt von einer bis ins Innerste gespaltenen Gesellschaft. Die einzelnen Figuren sind in sich selbst gefangen. Sie können nicht mehr zwischen Fakten und Meinung unterscheiden und den Menschen ihrer Umgebung nicht mehr nahekommen. Die Regiearbeit befindet sich unter den »zehn bemerkenswertesten Inszenierungen«, die im Rahmen des Berliner Theatertreffens vorgestellt werden. Eine Kritikerjury wählt jährlich aus 400 Aufführungen zehn aus. Zum 60. Mal findet das Theatertreffen im Mai 2023 statt. Es versammelt Theaterschaffende in Berlin und zeigt alle Sprachformen des Theaters vom Tanz über das Puppenspiel bis zum Musiktheater und theatralen Installationen.
Besetzung
Regie: Mateja Koležnik
Bühne: Raimund Orfeo Voigt
Kostüm: Ana Savić-Gecan
Soundtrack: Lukas Tobiassen
Protassow: Guy Clemens
Lisa: Anne Rietmeijer
Jelena: Anna Blomeier
Wagin: Victor IJdens
Tschepurnoi: Dominik Dos-Reis
Melanija: Jele Brückner
Nasar: Konstantin Bühler
Jegor: Michael Lippold
Antonowna: Karin Moog
Roman: Alexander Wertmann
Fima: Amelie Willberg
Luscha: Emily Lück
Dorfbevölkerung: Christian Paul, Tim Brockmann, Christoph Lux
Noch zwei weitere Inszenierungen gibt es in der Mediathek von 3Sat zu sehen: William Shakespeares »Sommernachtstraum«, inszeniert von Antú Romero Nunes am Theater Basel: Tickets: foyer.de
Und Maria Lazars »Maria Blut«, nach dem Roman in Szene gesetzt von Lucia Bihler am Wiener Burgtheaters: Tickets: foyer.de
Fotocredit: Matthias Horn