Die Sängerin Anja Harteros
Wie ein lichter Fluss
Ein Film von Christian Betz
Opernfans verehren sie, selbst Kritiker sprechen von ihr in Superlativen: Anja Harteros. »Die Opernkönigin«, »Die Stradivari unter den Stimmen«, manche gehen sogar so weit und schreiben: »Die beste Sängerin der Welt«. Die Sopranistin, die in Bergneustadt im Bergischen Land geboren wurde und einen griechischen Vater hat, macht mit ihrer Ausnahmestimme und Bühnenpräsenz kontinuierlich Karriere, die sie auf alle wichtigen Bühnen dieser Welt führt.
Ihre internationale Karriere begann 1999, als sie als erste Deutsche den 1. Platz des »Cardiff Singer of the World«-Wettbewerbs holte. Dort lernte sie Sir Peter Jonas kennen, der sie als Intendant der Bayerischen Staatsoper kurz danach nach München rief. Bis heute ist die Bayerische Staatsoper ihre künstlerische Heimat. Auch der jetzige Intendant, Nikolaus Bachler, ist von der Sängerin begeistert: »Was sie so einzigartig macht ist, dass sie alles am Theater auslebt. Bei ihr sind Ernsthaftigkeit, Genauigkeit und kritische Haltung zu sich selbst gepaart mit einer Form von einer Kühnheit - das macht das Ganze so spannend.«
Zum ersten Mal in ihrer mittlerweile über 20-jährigen Karriere erlaubt der öffentlichkeitsscheue Star dem Filmemacher Christian Betz exklusive Einblicke in ihren Alltag. Sie erzählt offen von den Entbehrungen, die der Sängerinnenberuf für sie mit sich bringt, und vom Druck, dem eine Künstlerin ihres Ranges ausgesetzt ist. »Ich bin irgendwie ein scheuer Mensch«, so Harteros. »Ich mag nicht gerne bekannt sein. Wenn ich das Gefühl habe, ich gehe über die Straße und jeder kennt mich, dann ist das für mich beklemmend.« So entzieht sich Anja Harteros den Mechanismen des Opernbetriebs, hat keinen exklusiven Plattenvertrag, hält ihr Privatleben aus der Öffentlichkeit, verweigert sich einem marktschreierischen Medienschaulaufen.
Harteros steht oft gemeinsam mit Jonas Kaufmann auf der Bühne. Er kennt seine Kollegin: »Natürlich ist sie eine Diva - und das muss sie auch sein! Wenn sie zu allem Ja und Amen sagen würde, könnte sie die Position, die sie hat, nicht erreichen - und vor allem nicht halten! Aber sie ist ja dabei überhaupt nicht schwierig. Anja ist ein unheimlich herzlicher, freundlicher, lieber und offener Mensch.«
Der Film begleitet Anja Harteros über neun Monate. Von der Neuinszenierung Arabella, in der sie unter der Regie des bekannten Filmregisseurs Andreas Dresen die Hauptrolle singt, über die Einstudierung und das Rollendebüt der Amelia in »Un ballo in maschera« - bis hin zu einem Arienabend in Budapest, wo Harteros zum ersten Mal auftritt.
Dabei kommen auch langjährige Weggefährten wie Sir Peter Jonas oder der damalige Münchener Generalmusikdirektor Zubin Mehta zu Wort. Die Neuinszenierung von »Un ballo in maschera« an der Bayerischen Staatsoper in München bedeutet für Harteros in der weiblichen Hauptrolle und Mehta als Dirigent Neuland: Beide geben hier ihr Debüt.
Fotocredit: BR/Alexander Hellbrügge