Ensemble Le Poème Harmonique, Vincent Dumestre
Vivaldis Nisi Dominus in Venedig
Der Dirigent Vincent Dumestre, einer der einfallsreichsten Vertreter der barocken Erneuerung
Vincent Dumestre und sein Ensemble Le Poème Harmonique laden zu einer Zeitreise ein. Ein musikalischer Spaziergang durch das Venedig Vivaldis mit den damals in der Stadt lebendigen Gesängen und überlieferten Polyphonien. Den Höhepunkt bildet Antonio Vivaldis sakrales Meisterwerk »Nisi Dominus«, das von der Mezzosopranistin Eva Zaïcik, einer der führenden heutigen Gesangskünstlerinnen, dargeboten wird.
Anfang des 18. Jahrhunderts überlagerte sich in der venezianischen Musik eine einzigartige Vielfalt von Epochen und Stilrichtungen. Musikliebhaber aus ganz Europa kamen in die Stadt, um in diese Klangfülle einzutauchen, für die die Serenissima weit über ihre Grenzen hinaus bekannt war. Angelockt von den inbrünstigen religiösen Gesängen auf der Straße, strömten die Menschen in die Kirchen, um zu tradierten Polyphonien Andacht zu halten, oder auch, um die neusten Kompositionen des großen Vivaldi zu erleben.
Der Dirigent Vincent Dumestre, einer der einfallsreichsten Vertreter der barocken Erneuerung, stellte eine musikalische Promenade im Gedenken an diese Zeit zusammen, die mit dem berühmten »Nisi Dominus« ihren krönenden Abschluss findet. Sein Ensemble Le Poème Harmonique lässt die typisch venezianische Klangkulisse aus Jubel und Kontemplation wiederauferstehen – auch als Hommage an die engelsgleichen Stimmen der Waisenmädchen des Ospedale della Pietà. Der Wohltätigkeitsorden, in dem Vivaldi jahrelang wirkte, erteilte eine für die damalige Zeit sehr umfassende musikalische Ausbildung; anderswo waren Gesang und Musizieren eine Männerdomäne. Die Konzerte der außergewöhnlichen Interpretinnen zogen damals ein immer größeres Publikum an.
Ensemble Le Poème Harmonique, Vincent Dumestre
Mit Eva Zaïcik (Mezzosopran), Marie Théoleyre (Sopran), Serge Goubioud (Tenor), Martial Pauliat (Tenor), Virgile Ancely (Bass)
Serafino Razzi: O Vergin Santa
Serafino Razzi: O Dolcezza
Pietro Locatelli: Sinfonia funebre
Antonio Vivaldi: Nisi Dominus, RV 608
Anonymus: Nisi Dominus
Kirche La Pietà Venedig, 29. November 2022
Fotocredit: Arte/Les Films Jack Fébus