BR-Symhonieorchester - musica viva 2021
Sir Simon Rattle dirigiert Purcell und Haas
Sir Simon Rattle widmet sich in einem zweiten musica viva-Konzert Henry Purcells »Funeral music of Queen Mary« mit dem Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. Anschließend wird die einstündige Ensemblekomposition »in vain« von Georg Friedrich Haas aufgeführt - ein Ausnahmewerk, in welchem Klang und Licht zu einer atemberaubenden Intensität zusammenfinden.
Henry Purcell fällt am Ende des 17. Jahrhunderts als Organist der Chapel Royal die Aufgabe zu, für die Beisetzung der jung verstorbenen Königin Maria II. eine Musik zu schreiben, die der politischen Tragweite des Ereignisses ebenso gerecht wird wie den Gefühlen des trauernden Volkes. - Ist es widersinnig, wenn Sir Simon Rattle ausgerechnet eine Musik zum einem der Meisterwerke des 21. Jahrhunderts erklärt, die kaum ein anderes Ziel verfolgt, als die Flüchtigkeit und Nichtigkeit des Seins vor Ohren zu führen? Und nicht nur das. Georg Friedrich Haas hat mit »in vain« eine verschwenderische, geradezu überbordende Komposition in die Welt gesetzt, die sich an keine Maßstäbe und Normen hält. Er führt durch Tag und Nacht, durch Höhen und Tiefen, durch ebenso extrem langsame und wie irrwitzig schnelle Klanglandschaften, aber immer im Kreis. Jede irdische Anstrengung ist zum Scheitern verurteilt, aber zu was für einem Scheitern! Erfahrungen von Demut und Erhabenheit liegen in dieser zeitlosen Stunde eng beieinander. Die Musik vereint die Lust an der Überwältigung mit extremen Momenten des Innehaltens. Wie im Zeitalter des Barock, aber mit den Mitteln der Gegenwart, hat Georg Friedrich Haas ein Werk entworfen, das daran erinnert, wie klein der Mensch ist, und wie schön Musik sein kann.
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Sir Simon Rattle
Zoro Babel (Lichtregie)
Die Werke und deren Komponisten
Henry Purcell :«Funeral music of Queen Mary« für Chor und Instrumentalisten (1695)
Georg Friedrich Haas: »in vain« für 24 Instrumente (2000)
München, Herkulessaal der Residenz, 06.03.2021
Fotocredit: BR/Astrid Ackermann