Wie ein polnischer Chor gegen Hass kämpft
Re: Wir bringen Lieder und Liebe
Der polnische LGBTQ-Chor Voces Gaudii traut sich was: Die knapp 50 schwulen, lesbischen, bisexuelllen, transgender und queeren Mitglieder planen ein Konzert in einer der konservativsten Regionen Polens. »Das macht mir Angst«, sagt Chorleiter Misza, der viel Diskriminierung und Gewalt erlebt hat. »Re:« begleitet mutige Sängerinnen und Sänger von der schwierigen Suche nach einem Konzertsaal bis zu Gänsehautmomenten vor Publikum.
Seit Wochen versucht Misza aus Warschau einen Konzertsaal für den Auftritt seines Chores Voces Gaudii zu mieten. Aber immer, wenn die Vermieter erfahren, dass es sich um einen LGBTQ-Chor handelt, ist der Saal plötzlich nicht mehr verfügbar oder doppelt so teuer. »Zurückweisung kennen wir von Anfang an, aber das hält uns nicht davon ab, weiterzumachen«, sagt Chorleiter Misza. Jetzt steht ein mutiges Projekt an: Der Chor will Konzerte in besonders konservativen Regionen Polens geben. Seit die Partei PiS an der Regierung ist und Stimmung gegen queere Menschen macht, erleben Schwule, Lesben und Transpersonen immer öfter Diskriminierung und Gewalt in Polen. »Dagegen kämpfen wir, denn wir sind nicht hier, um zu leiden«, sagt Ola nach einer Chorprobe. Sie hat vor, auf der zu Bühne erzählen, wie sie von Arbeitskollegen sexuell beleidigt wurde, nachdem klar wurde, dass sie lesbisch ist. Aber wird dieses Konzert überhaupt stattfinden können?
Manche im Chor haben Angst vor Störern, andere haben Polen gar verlassen: Joanna und Barbara sind vor kurzem nach Spanien ausgewandert, weil sie die homophobe Stimmung im Land nicht länger ertrugen. »Wir wollen eine Familie gründen und das ist als gleichgeschlechtliches Paar in Polen undenkbar«, sagt Joanna. Dennoch glaubt Chorleiter Misza fest daran, dass sie einen Konzertsaal finden und das Publikum berühren werden mit ihren Liedern, eines davon heißt »Dream on«. »Wir wollen zeigen, was uns verletzt, wovon wir träumen und wie es funktionieren könnte, dass wir respektvoll miteinander leben in Polen«, sagt Misza. Nicht zuletzt aber wollen sie richtig gut und mitreißend singen.
Fotocredit: Arte