Film von Mathias Godeau
Mozart Superstar
Immer noch führt dieser Künstler alle möglichen Hitlisten an. Kein Zweifel: Der erste Popstar der Geschichte heißt Wolfgang Amadeus Mozart! Die Musikdokumentation wirft einen neuen Blick auf den Popstar von damals, indem sie dessen Hauptcharakterzüge wie Genialität, Volkstümlichkeit, Exzentrik, revolutionären Geist und Modernität mit dem heutigen Starsystem vergleicht.
Die wichtigsten Stars des 20. und 21. Jahrhunderts - von Elvis Presley über John Lennon, Michael Jackson und Madonna bis zu Lady Gaga - können mit seinen Erfolgen nicht mithalten: Von ihm wurden die meisten Platten der letzten 100 Jahre verkauft. Die Popstars der Gegenwart hätten sicherlich auch nichts dagegen, ein so breites Publikum zu erreichen wie er, in Videospielen zu erscheinen und von so vielen Fachleuten, ob Anthropologen, Soziologen oder Historikern, behandelt zu werden.
Erinnert nicht vieles von Mozart an den Rapper Eminem, an Michael Jackson oder Mylène Farmer? Und muss man nicht an Shirley Temple denken, wenn man erfährt, dass Mozart schon als kleines Kind zu erstaunlichen Gedächtnisleistungen imstande war?
In puncto Arbeitskraft drängt sich die Parallele zu Britney Spears auf: Das Salzburger Wunderkind komponierte sein erstes Konzert bereits mit fünf Jahren, seine erste Symphonie mit sieben und seine erste Oper mit zwölf.
Das junge »Wolferl«, seinerzeit ein »Babystar«, ähnlich dem Erstgeborenen der Jackson Five zwei Jahrhunderte später, wurde in Europa von seinem Vater wie ein dressierter Affe auf dem Jahrmarkt herumgezeigt. Mozarts Vater war ebenso allgegenwärtig wie der von Michael Jackson, wenn auch weniger gewalttätig. Doch beide Väter ermöglichten die frühe Entfaltung des Genies ihrer Söhne.
Wie auch später die Beatles hatte Mozart begriffen, dass die Zuhörer auf eine einfache und wirkungsvolle Musik ansprechen. Doch Mozarts Werk ist so vielschichtig, dass es auch den Applaus der gebildeteren Zuhörer fand. Populär sein und gleichzeitig die Anerkennung des anspruchsvollen Publikums finden: Das ist das Dilemma, dem alle Stars ausgesetzt sind. Mozart hatte dieses Problem zu lösen gewusst. Später gelang es Elvis Presley und Eminem, die aktuellen Strömungen ihrer Zeit zusammenzufassen und zu popularisieren.
Hinter dem großen Werk des Genies versteckt sich auch ein überspannter Star mit egozentrischen Launen. Dieser Wesenszug beflügelte seine Schaffenskraft. Stets suchte er eine Möglichkeit, das in ihm brennende Fieber auszudrücken. Lange nachdem der Komponist der »Kleinen Nachtmusik« sich von seinen Auftraggebern befreite und sie vor den Kopf stieß, um sein Genie nicht zu verschleudern, provozierte John Lennon Kirche und Königin.
Mozart war der erste Künstler, der seinem Schaffen seine Unabhängigkeit verdankte, auch wenn er sich dafür tief verschuldete. Wie alle Provokationen Madonnas die gesellschaftlichen Normen aufbrachen und Nachahmer fanden, übte auch Wolfgang Amadeus zu seiner Zeit einen so starken Einfluss aus, dass er viele Neider auf den Plan rief, die ihm das Leben schwer machten. Er löste bei anderen Leidenschaften aus und wurde zu ihrem Vorbild. Berühmtestes Beispiel: Beethoven.
Mozarts schon zu Lebzeiten bewundertes Werk ist bis heute lebendig und populär geblieben, ebenso wie die Songs der Rolling Stones oder die Chansons von Claude François. In der Werbung ist er als unterschwelliger Kaufanreiz, in der Wissenschaft aufgrund der heilenden Wirkung seiner Musik präsent - bis hin zu den Videospielen, in denen der Komponist selbst in Szene gesetzt wird.
Mozarts früher und tragischer Tod stellt ihn in eine Reihe mit anderen großen Stars, zu deren ewigem Mythos ein solches Ende beigetragen hat. Ein Mythos, der ihn auch gleichzeitig zum Denkmal erhebt. Beispiele gibt es viele: Das Grab von Jim Morrison oder die Mühle von Dannemois in der Nähe von Paris, in der Claude François wohnte, sind vergleichbar mit dem Mozarteum in Salzburg.
«Mozart Superstar« zeigt: Wolfgang Amadeus Mozart begründete das Starsystem und war der erste Superstar der Geschichte.
Fotocredit: Wikipedia, gemeinfrei