40 Jahre BR-Klassik
Mariss Jansons dirigiert Sibelius, Symphonie Nr. 2
Mariss Jansons, der Chefdirigent des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks, hat einige Favoriten unter den Komponisten. Tschaikowsky gehört dazu, Dvorak, Brahms, Schostakowitsch - und Jean Sibelius (1865-1957). Mit seiner charakteristischen Gründlichkeit erarbeitete der Dirigent sich und seinem Münchner Orchester die Welt der Symphonien des finnischen Komponisten. 2004 kam auf CD die Aufnahme von Sibelius' erster Symphonie heraus und sorgte für Aufsehen. Von einer »imponierenden Haltung« berichtete das Magazin »Rondo«, von einem »brillant differenzierten Klangfarbenrausch« mit Blechbläsern, die »schneidig und wuchtig dazwischenfahren«. In der Saison 2006/2007 nahmen Orchester und Dirigent die zweite Symphonie ins Programm .
Über diese 1902 uraufgeführte Symphonie (die erste entstand 1899) hieß es, es walte in ihr »eine lichtere, zuversichtlichere Stimmung« als in der ersten. Sie sei auch weniger »nationalfinnisch« als Sibelius' frühere Werke. Dennoch ist das spezifisch Finnische ein wesentliches Merkmal von Sibelius Werk, der mit seinen Mitteln energisch für die Abgrenzung der Finnen gegen den Einfluss der seit 1809 herrschenden Russen stark machte. Spätestens seit seiner Tondichtung »Finlandia« 1899 galt Sibelius als der Nationalkomponist Finnlands. Entsprechend wurden später auch in den vier Sätzen der zweiten Symphonie patriotische Züge ausgemacht. Sibelius Landsmann Ilmari Krohn wollte in ihr 1944 eine musikalische Darstellung von »Finnlands Freiheitskampf« erkennen.
Wenn sich der Lette Mariss Jansons für die Musik Sibelius' einsetzt, dann tut dies ein Künstler, der mit der Mentalität der Musik des Nordens vertraut ist und der persönlich erfahren hat, wie es sich unter der Herrschaft eines anderen Landes lebt. Die Verbindung von Jansons zu Sibelius ist nicht nur eine künstlerische, es ist vor allem eine leidenschaftliche.
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Mariss Jansons
München, Philharmonie im Gasteig, Oktober 2015
Fotocredit: BR/Peter Meisel