Grenzenlose Sehnsucht am Bodensee
Madame Butterfly
Die Bregenzer Festspiele zeigen erstmals Giacomo Puccinis Oper »Madame Butterfly« als Seebühnen-Produktion. Die Dokumentation folgt dem Entstehungsprozess von Andreas Homokis Inszenierung.
Ein 23 Meter hohes Blatt Papier, zerknüllt und in den See geworfen – dieses Bühnenbild steht für die Ignoranz, mit der der amerikanische Marinesoldat Pinkerton der japanischen Kultur begegnet. Madame Butterfly wird Opfer eines Aufeinanderprallens von Welten und Werten.
Andreas Homoki inszeniert das Aufeinanderprallen von amerikanischer und japanischer Kultur als Drama einer »Sehnsuchtsmigrantin«: Mit übermenschlicher Kraftanstrengung hält eine sehr junge Frau an ihrem Traumbild von Amerika fest. Beharrlich blickt sie über die Ignoranz hinweg, mit der der Marinesoldat Pinkerton nicht nur ihr, sondern der japanischen Kultur insgesamt begegnet.
Davon erzählt auch das Bühnenbild – ein überdimensionales Blatt Papier, bemalt mit japanischen Landschaftsbildern, aber zerknüllt in den See geworfen. Zart und zerbrechlich, statt pompös und wuchtig – der kanadische Bühnenbildner Michael Levine möchte mit Licht (Franck Evin), Video (Luke Halls), traumhaften Kostümen (Antony McDonald) und der Naturkulisse des Bodensees maximalen Raum für Gefühle der Sehnsucht schaffen. Real wiegt die Bühne allerdings rund 300 Tonnen und muss mit acht speziellen Ankern gesichert werden.
»Puccini ist ein Komponist, der eindringlich wie kein anderer Emotionen artikuliert, und die Geschichte dieser Frau ist eine unglaubliche emotionale Reise«, sagt Andreas Homoki, seit 2012 regieführender Intendant am Opernhaus Zürich. Er ist mit der Idee, »Madame Butterfly« auf der Seebühne aufzuführen, sogar selbst an die Intendantin Elisabeth Sobotka herangetreten.
Wie erzeugt Regisseur Andreas Homoki einen Spannungsbogen zwischen fein gedachten Bildern und der Naturkulisse des Bodensees? Im Making-of der Bregenzer »Madame Butterfly« blickt der Puccini-Kenner Marcus Nigsch hinter die Kulissen und zeichnet den Entstehungsprozess dieser Geschichte von grenzenloser Sehnsucht am Bodensee nach.
Film von Marcus Nigsch
Fotocredit: 3Sat/ZDF/ORF/ORF D-V