Aus der Staatsoper Unter den Linden
Leoš Janácek: »Jenufa«
Die rigiden Moralvorstellungen einer Dorfgemeinschaft setzen eine junge Frau unter Druck: Jenůfa ist schwanger von ihrem Geliebten Števa, der sein Heiratsversprechen zurückzieht.
Nachdem das Kind das Licht der Welt erblickt hat, bangt auch ihre Stiefmutter, die Küsterin des Dorfes, um Jenůfas Ruf und ihre eigene Zukunft. Als sich ein weiterer Heiratskandidat anbietet, kommt ihr der Gedanke, dass ein Leben ohne Kind für alle besser wäre.
Leoš Janáčeks dritte Oper wurde durch ihre Anklänge an die Volksmusik aus der Heimat des Komponisten zu seinem ersten wirklichen Erfolg und zur »mährischen Nationaloper«. Daneben wohnt Janáčeks Musik eine besondere Eigenschaft inne: Auch wenn sie psychologische Extremzustände auslotet, die zu Gewalt und Kindsmord führen, und das Innenleben der Figuren schonungslos offenlegt, richtet sie nicht über sie.
So beglaubigt die Musik sogar das finale Verzeihen – eine nach den ganzen grausigen Enthüllungen und Schuldeingeständnissen am Ende der Oper fast unmöglich scheinende Botschaft von Janáčeks Humanismus. Mit der Staatsoper Unter den Linden verbindet »Jenůfa« (auf Tschechisch »Její pastorkyňa« – »Ihre Stieftochter«) eine besondere Beziehung, denn die Berliner Erstaufführung 1924 brachte dem Werk den endgültigen Durchbruch auf deutschen Bühnen.
Nach »Aus einem Totenhaus«, »Katja Kabanowa« und zuletzt der »Glagolitischen Messe« findet nun Simon Rattles künstlerische Auseinandersetzung mit zentralen Werken Janáčeks mit »Jenůfa« eine Fortsetzung.
Inszenierung: Damiano Michieletto
Bühnenbild: Paolo Fantin
Kostüme: Carla Teti
Staatsopernchor Berlin, Staatskapelle Berlin, Simon Rattle
Jenufa: Camilla Nylund
Laca Klemen: Stuart Skelton
Die alte Buryjovka: Hanna Schwarz
Števa Buryja: Ladislav Elgr
Die Küsterin Buryjovka: Evelyn Herlitzius
Altgesell: Jan Martinik
Richter: David Oštrek
Frau des Richters: Natalia Skrycka
Karolka: Evelin Novak
Schäferin: Aytaj Shikhalizada
Barena: Adriane Queiroz
Jano: Victoria Randem
Base: Anna Kissjudit
Fotocredit: ZDF/RBB/Bernd Uhlig