Film von Dorothee Binding und Benedict Mirow
Lahav Shani trifft Rudolf Buchbinder
Dies ist mehr als das musikalische Aufeinandertreffen zweier Generationen: Es ist eine glückliche Verschmelzung von Erfahrung und Intuition, Jugendlichkeit und Abgeklärtheit, Weitblick und Spontanität – wobei keineswegs offensichtlich ist, welchem der beiden Protagonisten welcher Begriff jeweils zuzuschreiben ist. Lahav Shani, der knapp 30-jährige israelische Nachwuchsdirigent am Pult, trifft auf den über 70-jährigen Österreicher Rudolf Buchbinder am Flügel, begleitet von einem der besten Orchester der Welt, dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. Im Klavierkonzert Nr. 2 B-Dur von Johannes Brahms, von ihm ironisch als »kleines Konzertchen mit Scherzo« beschrieben, ist der Solist im Zentrum und doch ständig im Dialog. So steht gleich am Beginn ein romantisches Hornsolo, aus dem sich eine Klavierkadenz entspinnt, im zweiten Satz spielt das Cello mit dem Klavier im Duett und in den Klarinetten zitiert Brahms aus seinem Lied »Todessehnen«.
Die Dokumentation beobachtet die beiden Künstler bei den Proben im Münchner Herkulessaal, beleuchtet aber auch die jeweilige Herkunft der beiden, ihre individuelle Herangehensweise an die Musik, ihre persönliche Erfahrung aus der Begegnung mit dem Musizierpartner vor der Brahms’schen Partitur. In Ausschnitten aus der Aufzeichnung des Konzerts am 26. Mai 2017 lernt der Zuschauer zudem die Gestalt und Eigenart des ausladenden viersätzigen Werks kennen, das Brahms selbst als Solist am Klavier 1881 uraufführte.
Fotocredit: BR/Benedict Mirow