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Zum achtzigsten Geburtstag des Choreografen

John Neumeier. Unterwegs.

hr-fernsehen

9. Mai 2021

6:35 – 7:20 Uhr

John Neumeier ist in Sachen Ballett immer auf dem Weg, Tanz ist sein Leben und Ballett seine Welt. Er steht als dienstältester Ballettchef dem Hamburg Ballett vor, hat im Ballettzentrum eine Werkstatt für seine Choreografien und Kreationen inklusive Nachwuchsschulung durch das Ballettinternat. Seine Inszenierungen reißen das Publikum in der Hamburger Staatsoper mit, sind Gold für die Kasse der Spielstätte des Balletts.

Mit John Neumeier wurde Hamburg zur Ballettstadt: Er ist Ehrenbürger und hat seinen Vertrag gerade noch einmal bis 2023 verlängert, dann wird er exakt 50 Jahre Ballettchef in der Freien und Hansestadt Hamburg gewesen sein. Viel mehr ist kaum möglich. Am 24. Februar 2019 feierte John Neumeier seinen 80. Geburtstag. Er gastiert weltweit, mal als Choreograf allein oder gemeinsam mit seiner Kompagnie. Er ist kein Bilderstürmer, sondern ein sinnlich feinsinniger Künstler. Ein Kritiker hat es einmal auf den Punkt gebracht: Er sei »der Eric Clapton des Balletts, nicht der Jimi Hendrix«.

Im Festspielhaus Baden-Baden gastiert John Neumeier mit dem Hamburg Ballett traditionell Jahr für Jahr, stellt seine jüngsten Kreationen vor. In Toronto arbeitet er mit dem National Ballet of Canada. In Paris feiert die Opéra Garnier die Neufassung seiner Erfolgschoreografie »Die Kameliendame«, die auf allen Kontinenten im Repertoire der führenden Ballettgruppen steht. Anfang Februar inszeniert der unermüdlich Schaffende zum ersten Mal eine Oper an der Staatsoper Hamburg: Christoph Willibald Glucks »Orphée et Eurydice«.

Neumeier hat viel erreicht und ist dennoch immer Suchender geblieben, ist nie stehen geblieben, unterwegs permanent. In seinen Ballettwerkstätten am Sonntagmorgen resümiert und plaudert er über seine Kunst, sie sind längst Kultveranstaltungen seines Publikums in Hamburg geworden. Mehr als 300 Choreografien hat er auf die Bühne gebracht, viele davon sind Meilensteine der Tanzkunst. Die Gattung Handlungsballett hat er durch seine eigene und eigenwillige Sicht mit Brüchen grunderneuert. Die sinfonischen Choreografien etwa zu Gustav Mahlers sinfonischem Werk sind bahnbrechend. Mit geistlicher Musik hat er sich immer wieder auseinandergesetzt, mit Johann Sebastian Bachs Matthäus-Passion gar die Hamburger St. Michaelis-Kirche zur Bühne gemacht.

Ein vielfältiges Oeuvre hinter sich, blickt er stets in die Zukunft, um neue Wege zu finden. Das Porträt über John Neumeier vereint die Gegenwart des Choreografen mit Rückblicken in die wesentlichen Kreationen und prägenden Choreografien, auch als Tänzer. Er wird bei der choreografischen Arbeit im Hamburger Ballettzentrum begleitet. Die Heterogenität seines Ensembles ist einmalig und findet ihre Begründung in Neumeiers Credo: »Ich arbeite mit Menschen, nicht mit Tänzern.«

Das Bild des Menschen John Neumeier ist untrennbar mit dem des Choreografen und Ballettchefs verwoben, der humorvolle Gesprächspartner, der liebende Mann, der Zweifler und Denker, sie alle finden ihren Platz im Porträt: an der Tafel bei und mit Freunden, im Gespräch bei ihm zu Hause, im Auftritt bei öffentlichen Anlässen, bei Premieren und Banketten, im Miteinander mit der Kompagnie.

Ein Film von Jan Peter Gehrckens

Fotocredit: SWR/Kiran West

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