Aus der Staatsoper Hamburg
Jacques Offenbach: Hoffmanns Erzählungen
Ein schwindelerregendes Panoptikum zwischen Traum und Realität
Eine typische Offenbach-Oper ist sie nicht: In »Hoffmanns Erzählungen« schlägt der König der Opéra bouffe ernste Töne an. Die zur Opernhandlung verwobenen Erzählungen des Dichters spielen in einem schwindelerregenden Panoptikum zwischen Traum und Realität. Daniele Finzi Pasca zaubert mit seiner Inszenierung aus der beliebten Opéra fantastique ein magisches Stück Opernkunst.
Er ist ein Frauenschwärmer und Künstler, ein Gespaltener und Suchender, ein Träumer zwischen den Welten, Lover und Loser – kurzum eine Persönlichkeit mit vielschichtigen Facetten. Held und Titelfigur dieser fünfaktigen Oper ist der romantische Dichter E.T.A. Hoffmann selbst, der die innere Zerbrochenheit in seinen Texten zwischen 1814 und 1822 eindrucksvoll inszenierte und damit in Frankreich Begeisterungsstürme auslöste: In der Begegnung mit vier Frauen – Olympia, Stella, Antonia und Giulietta – sucht der Dichter vergeblich nach der Liebe und nach sich selbst.
Die Entstehung der Oper könnte eine Erzählung von E.T.A. Hoffmann sein: Der sechzigjährige, kranke Offenbach wollte sich vor seinem Tod den Wunsch erfüllen, noch eine letzte Oper zu komponieren. Offenbach starb über einem Berg von Skizzen. Nach der Premiere in Paris und Wien verschwand das durch Ernest Guiraud instrumentierte Werk auf mysteriöse Weise. Bis heute tauchen immer wieder überraschende Funde auf und so ist die Aufführungsgeschichte der Oper selbst ein wahrer Krimi.
In der Hamburger Staatsoper steht Benjamin Bernheim als Hoffmann auf der Bühne und hat mit seinem Rollendebüt Begeisterungsstürme ausgelöst. Koloratursopranistin Olga Peretyatko verkörpert die Rollen der vier idealisierten Frauentypen Hoffmanns in beeindruckender Personalunion. Die Inszenierungen des Schweizer Regisseurs Daniele Finzi Pasca gelten als magische Kunstwerke, die lange nachklingen. Für den kanadischen Cirque du Soleil hat Pasca eine erfolgreiche Show gestaltet ebenso wie für die Olympischen Winterspiele und den Cirque Eloize.
Inszenierung: Daniele Finzi Pasca
Choreographie: Maria Bonzanigo
Kostüme: Giovanna Buzzi
Licht: Daniele Finzi Pasca, Marzio Picchetti
Video: Roberto Vitalini
Chor der Hamburgischen Staatsoper
Philharmonisches Staatsorchester Hamburg, Kent Nagano
Chorleitung:
Olga Peretyatko (Olympia / Antonia / Giulietta / Stella)
Benjamin Bernheim (Hoffmann)
Angela Brower (Die Muse/Niklausse)
Luca Pisaroni (Lindorf / Coppélius / Dr. Miracle / Dapertutto:)
Andrew Dickinson (Andrès / Cochenille / Frantz / Pitichinaccio)
Kristina Stanek (Die Mutter)
Martin Summer (Meister Luther / Crespel)
Dongwon Kang (Nathanaël)
Jürgen Sacher (Spalanzani)
Daniel Schliewa (Wilhelm / Wolfram)
Han Kim (Der Kapitän der Schergen)
Bernhard Hansky (Schlémil / Hermann)
Fotocredit: Arte/Monika Rittershaus