Symphonie Nr.4 F-Moll op.36
Ivan Fischer dirigiert Tschaikowski
Iván Fischer und das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks führten im Januar 2020 Tschaikowskis Symphonie Nr. 4 auf. Dieses Werk, entstanden 1877 - im Jahr der tiefsten Persönlichkeitskrise des Komponisten - ist ein mitreißendes Seelenbild, dessen Abgründe hinter einer glanzvollen symphonischen Fassade lauern.
Peter Tschaikowskis komponierte seine vierte Symphonie im Jahr 1877. Das Jahr der Krise, in dem seine inneren Zweifel ihren Höhepunkt fanden, sein Ringen um ein Selbstverständnis in einem kulturellen Umfeld, in dem ihm ein Bekenntnis zur eigenen Homosexualität in der Öffentlichkeit vollkommen unmöglich erschien. Es war das Jahr, in dem er die Ehe mit einer ihm bis dahin gänzlich unbekannten Frau einging, der Beginn eines Doppellebens, unter dem er furchtbar litt, so dass er sich nach drei Monaten wieder trennte, wobei die Ehe zeitlebens nicht offiziell aufgelöst wurde.
Es existiert aus seiner Hand eine Art erklärendes Programm, das er zur Vierten Symphonie schrieb und das zeigt, wie bewusst Tschaikowski hier sein Erleben und seine Situation in Musik ausdrückt, so schreibt er zum wirbelnd-furiosen Finalsatz: »Wenn du in dir selbst keinen Grund zur Freude findest, schau 'auf andere Menschen. Geh 'ins Volk.«
Iván Fischer dirigierte Tschaikowskis Vierte in einem Konzert mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks im Januar 2020 im Münchner Herkulessaal der Residenz.
Fotocredit: BR/Peter Meisel