Aus dem Gewandhaus Leipzig 2020
Herbert Blomstedt dirigiert Werke von Mozart und Voříšek
Anlässlich seines 100. Geburtstags ehrt das Gewandhausorchester Václav Neumann, der von 1964 an Kapellmeister in Leipzig war. Im August 1968 beendeten Truppen des Warschauer Pakts das Experiment eines demokratischen Sozialismus in der Tschechoslowakei mit Gewalt. Für den Tschechen Neumann gehörte die DDR zu den Mitaggressoren, die den »Prager Frühling« blutig niederschlugen. Er warf die künstlerische Leitung des Gewandhausorchesters hin und kehrte auf der Stelle nach Prag zurück. Dennoch prägte er in seiner kurzen Dienstzeit das Repertoire des Gewandhausorchesters, das sich nun auch besonders der Musik des Nachbarlandes widmete. Werke von Dvořak, Smetana und Janáček standen auf dem Programm.
Im Neumann-Gedenkkonzert 2020, das am 17. und 18. September aufgezeichnet wurde, dirigiert der ehemalige Gewandhauskapellmeister Herbert Blomstedt neben Mozarts Prager Sinfonie die einzige, aber musikalisch hochspannende Sinfonie von Jan Václav Voříšek, einem Zeitgenossen und Freund Beethovens in Wien. Das Werk des viel zu früh verstorbenen Komponisten zeugt von der perfekten Kenntnis der Musiksprache der Wiener Hochklassik, weist aber in seiner Melodik und Harmonik schon weit in romantische Gefilde.
Gewandhausorchester Leipzig, Herbert Blomstedt
Jan Václav Voříšek: Sinfonie D-Dur op.24
W.A. Mozart: Sinfonie D-Dur KV 504 »Prager«
Fotocredit: Gewandhaus/Jens Gerber