Aus der Staatsoper Unter den Linden Berlin
Giacomo Puccini: »Turandot«
Neuinszenierung von Philipp Stölzl
Drei Rätsel muss lösen, wer Prinzessin Turandot heiraten will. Eine lebensgefährliche Probe, denn wer daran scheitert wird geköpft. Prinz Calaf will es trotzdem versuchen, obwohl er eben seinen totgeglaubten Vater in der blutgierigen Menge wiedergefunden hat. Der gestürzte König Timur, dem vom Hofstaat nur eine Sklavin treu geblieben ist, muss mitansehen, wie sein so lange vermisster Sohn sich der schönen und eiskalten Prinzessin ausliefert. Alle versuchen, Calaf die tollkühne Entscheidung auszureden: der Vater, Timurs treue Begleiterin Liù, die drei Minister Ping, Pang, Pong, ja selbst Turandots Vater Altoum, der es leid ist, die vielen erfolglosen Anwärter seiner Tochter in den Tod gehen zu sehen. Doch Prinz Calaf ist unsterblich in sie verliebt. Und ja, am Ende löst er die Rätsel und damit ist Turandot sein. Doch es braucht noch eine ganze Nacht und Liùs Flucht in den Selbstmord, bis die stolze Prinzessin auf- und sich der Liebe hingibt.
Philipp Stölzl ist einer der profiliertesten und vielseitigsten Opern-, Film- und Theaterregisseure, der auf Bühnen jeder Größe inszenieren kann, sei es im Kammerspiel- oder im Cinemascope-Format. Für »Turandot« an der Berliner Staatsoper Unter den Linden hat er eine surreale Bildsprache entwickelt: Im Zentrum der Bühne steht eine überdimensionale, bewegliche und verwandelbare Puppe, die gleichzeitig den Palast, die ins monströse gesteigerte Turandot selbst, aber auch die geschändete Urahnin darstellt, die die Prinzessin dazu bringt, ihre Freier köpfen zu lassen. Die riesige Puppe, die am Ende nach und nach zerfällt und sich in eine Spinne verwandelt, sieht der Regisseur auch als Götzen einer brutalen Diktatur, außen riesig und innen leer und von den Menschen bewegt. Die Minister Ping, Pang und Pong gedenken übrigens der zahllosen getöteten Prinzen auf einem Berg von Totenköpfen, und die Kostüme der Menge erinnern an die Uniformen vergangener oder existierender Diktaturen des Fernen Ostens.
Inszenierung: Philipp Stölzl
Kostüme: Ursula Kudrna
Staatsopernchor
Kinderchor der Staatsoper
Staatskapelle Berlin, Zubin Mehta
Mit Elena Pankratova (Turandot), Siegfried Jerusalem (Altoum), René Pape (Timur), Yusif Eyvazov (Calaf), Aida Garifullina (Liù), Gyula Orendt (Ping), Andrés Moreno García (Pang), Siyabonga Maqungo (Pong)
Giacomo Puccini: »Turandot«
Staatsoper Unter den Linden Berlin, Juni 2022
Fotocredit: Arte/Matthias Baus