Ludovico Einaudi, Max Richter, Hauschka
Die Klangweber
Böse Zungen behaupten, die Neoklassik sei ein unglücklicher Versuch, E- und U-Musik irgendwie zusammenzubringen, eine Art »Guantanamo des Easy Listenings« (Moritz Eggert, Deutschlandfunk Kultur), zudem ein Marketingtrick mit Etikettenschwindel. Tatsächlich spaltet der Begriff die Gemüter. »Klangweber« ist zunächst eine Bestandsaufnahme. Der Film porträtiert vier Vertreter dieses Genres.
Da ist Ludovico Einaudi, der wohl gewiefteste Schmeichler auf 88 Tasten. Sein spektakulärstes Husarenstück spielt er im Nordmeer, um gegen die Zerstörung der Arktis zu protestieren. Der Film folgt Einaudi auf sein Weingut im Piemont.
Heftzwecken, Klebeband, Kronkorken: Das ist die Welt des Volker Bertelmann alias Hauschka. Der Meister der Klavierpräparation zählt zu den Pionieren einer Musikergeneration, die mit Klängen experimentiert.
Joep Beving hüllt seine Zuhörer wie in einen Kokon. Sein Debütalbum »Solipsism« heimste bei Spotify millionenfach Klicks ein. Die Pianistin Hania Rani wurde nach der Veröffentlichung ihres Debütalbums als »Entdeckung des Jahres 2019« gefeiert.
Die Dokumentation holt die vier Musiker-Komponisten von der Bühne und taucht ein in ihren Alltag. Dabei nimmt die Kamera bewusst eine beobachtende Position ein, lässt die Protagonisten, ihre Musik und Geschichten für sich selbst stehen.
Ein anderer Blickwinkel ist die Außensicht, wenn Hirnforscher, PR-Profis, Journalisten wie Julian Krohn, Gerald Hüther oder Steffen Schleiermacher nach Antworten auf die vielen Fragen des globalen Megaerfolgs suchen und die psychologischen und emotionalen Beweggründe des Trends ausloten.
Fotocredit: Arte/Mitja Hagelüken