Fanny Hensel, geb. Mendelssohn
Die geniale Schwester
Im Sommer 1846 ist Fanny Hensel 40 Jahre alt und steht an einem Wendepunkt in ihrem Leben. Endlich traut sie sich, ihre Kompositionen zu veröffentlichen. Sie ahnt jedoch nicht, dass ihr keine Zeit bleibt den Erfolg zu genießen. Die Schwester des berühmten Felix Mendelssohn Bartholdy ist zwar genauso begabt wie ihr Bruder, doch für sie gelten im 19. Jahrhundert andere Regeln.
Während ihm von Kindheit an eine musikalische Karriere offensteht, wird Fanny in die Rolle der Hausfrau und Mutter gedrängt. Obwohl sie genau wie Felix alle Voraussetzungen für eine große Musiklaufbahn mitbringt, wird sie immer im Schatten ihres Bruders bleiben. Jahrzehntelang hält er sie sogar davon ab, ihre Werke herauszubringen.
Doch Fanny komponiert unbeirrt weiter. Es entstehen mehr als 450 Werke, darunter Klavier- und Liedkompositionen, Orchester- und Chorstücke sowie Kammermusik. Bis heute sind nur Bruchstücke des Gesamtwerks im Druck erschienen. Ihr Leben ist geprägt von geschwisterlicher Rivalität, Unterdrückung aber auch Aufbegehren.
Erst kurz vor ihrem Lebensende beginnt sie sich von den gesellschaftlichen Zwängen - sowohl künstlerisch als auch persönlich - zu emanzipieren. Es ist der Nachhall einer späten Italienreise, die in ihr zuvor ungekannte Schaffens- und Entschlusskraft freisetzt.
Heute gilt Fanny als eine der bedeutendsten Komponistinnen des 19. Jahrhunderts. Wie lebte es sich als künstlerisch hochbegabte Frau in einer Epoche patriarchaler Zwänge? Und welche Wendungen im Leben ließen sie kurz vor ihrem Tod doch noch dagegen aufbegehren? Ein filmisches Porträt der Komponistin und Pianistin Fanny Hensel, geborene Mendelssohn.
Fotocredit: Wikipedia, gemeinfrei