Aus dem Konzerthaus Berlin 2019
Die Akademie für Alte Musik Berlin spielt Beethoven und Knecht
Ein guter Schluss, ein schöner Ausblick. Hier wird die Differenz Beethovens zu seinen Vorbildern besonders deutlich. Die Titel, mit denen der Biberacher Justin Heinrich Knecht die fünf Sätze seines symphonischen Naturporträts überschrieb, ähneln denjenigen von Beethovens Pastorale frappierend. Doch beide beziehen eine grundverschiedene Perspektive: Knecht will schildern, einen Film in Tönen entwerfen. Beethoven aber erstrebt »mehr Ausdruck der Empfindung als Malerei«: Der Mensch steht im Zentrum von Beethovens Symphonie. Wenn zu Beginn des Finales ein Signal ertönt, so gibt dies nicht nur Entwarnung nach dem Sturm, sondern entfacht einen Dialog wie zwischen zwei Alphornbläsern in den Bergen. Es ist ein Dialog in und mit der Natur, Sinnbild eines Ideals, einer Utopie: der Versöhnung mit der Natur.
Akademie für Alte Musik Berlin
Konzertmeister: Bernhard Forck
Justin Heinrich Knecht (1752-1817): Sinfonie »Le portrait musical de la nature, ou Grande simphonie« (1785)
Ludwig van Beethoven (1770-1827): Sinfonie Nr. 6 F-Dur op. 68 »Pastorale« (1808)
Fotocredit: SWR/Uwe Arens