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Von Hamburg über Hollywood in die DDR

Der Komponist Paul Dessau

arte

5. Oktober 2023

2:35 – 3:30 Uhr

Paul Dessau ist Geiger, Dirigent, Komponist, Musiklehrer. Als Jude emigriert er während des Zweiten Weltkriegs nach Hollywood; als überzeugter Kommunist geht er in die DDR und wird zum nach außen gefeierten, nach innen aber angefeindeten Staatskomponisten. Sein schillerndes Leben scheint wie gemacht für einen Film. Eine Begegnung mit einem außergewöhnlichen Menschen, dessen Musik – so wie er selbst – widerborstig und kantig, witzig und widersprüchlich ist.

Paul Dessau schreibt Operetten- und Filmmusik – sowohl zu Bergfilmen mit Leni Riefenstahl als auch zu Trickfilmen Walt Disneys. Im Ersten Weltkrieg ist der gebürtige Hamburger Soldat, im Zweiten jüdischer Exilant in Frankreich und in den USA. In Amerika arbeitet er auf einer Hühnerfarm und schreibt als anonymer Komponist die Klänge zu einigen Zelluloid-Blockbustern.

Als überzeugter Kommunist geht Paul Dessau in die DDR. Er arbeitet mit Bertolt Brecht sowie der Regie-Ikone Ruth Berghaus, seiner vierten Frau, und prägt maßgeblich die sozialistische Musikszene und Bühnenkunst. Seine »Thälmann-Kolonne« wird zum Gassenhauer, gleichzeitig wird er wegen seiner oft eigenwilligen Klangsprache als Formalist verschrien. Er wird zum nach außen gefeierten, nach innen angefeindeten DDR-Staatskomponisten.

Die Dokumentation skizziert ein Künstlerleben zwischen Anpassung und Abstoßung, politischem Idealismus und musikalischer Individualität, in dem sich wie unter einem Brennglas die wechselhafte deutsch-deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts verdichtet. Mit über 430 Werken ist Paul Dessau ein Arbeitswütiger, mit seiner explosiven, oft sperrigen Klangsprache ein Unbequemer, der die Gesellschaft verändern und mitgestalten möchte und mit fast naiver Unerschütterlichkeit an der kommunistischen Idee festhielt.

Interviewpartner vom Politiker Gregor Gysi bis zum amerikanischen Jazz-Komponisten Jack Cooper lassen nicht nur mit Worten, sondern tatsächlich puzzelnd, das Porträt eines deutschen Künstlers entstehen.

Fotocredit: Arte/Peter Richter

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