In der neuen Orchesterfassung von Mikhail Pletnev
Daniil Trifonov spielt Chopins Klavierkonzert Nr. 2
Ein Kleinod Chopin’scher Poesie und Prüfstein für die Technik
Daniil Trifonov ist einer der faszinierendsten und spirituellsten jungen Pianisten unserer Zeit. In einem umjubelten Konzert im Konzerthaus Dortmund am 30. April 2017 spielte er Frédéric Chopins Klavierkonzert Nr. 2 in f-Moll in einer neuen Orchesterfassung des Dirigenten Mikhail Pletnev, der an diesem Abend selbst am Pult des Mahler Chamber Orchestra stand. Chopins Klavierkonzerte gelten als Kleinod Chopin’scher Poesie und als Prüfstein für Technik und Ausdrucksvermögen eines jeden Pianisten.
Allein der Orchestersatz gab immer wieder Anlass zur Kritik, denn hinter der ungeheuren Komplexität des Klavierparts bleibt er deutlich zurück. Er gleicht eher einer Instrumentierungsskizze, in der die Klangmöglichkeiten des Orchesters nur angedeutet, aber nicht wirklich ausgearbeitet sind. Einige Wissenschaftler bezweifeln sogar, dass die Instrumentierung tatsächlich von Chopin selbst stammt.
Die Diskrepanz zwischen pianistischer Raffinesse und orchestraler Simplizität ließ den Dirigenten Mikhail Pletnev, selbst ein ausgewiesener Meister am Klavier, nicht ruhen. Er überarbeitete die Partitur behutsam und erzielte dabei sehr viel reichere Farben allein dadurch, dass er charakteristische melodische Phrasen nach klanglichen Gesichtspunkten neu unter den Orchesterinstrumenten aufteilte. Eigentlich nur für eigene Aufführungen der Konzerte gedacht, fand Pletnevs Arrangement bald auch bei anderen Pianisten sehr viel Zustimmung. Auch Ausnahmepianist Daniil Trifonov weiß den ebenbürtigen Gegenpart im Orchester zu schätzen. Mit seinem exzessiven Spiel schuf er in Dortmund Momente ungeheurer Intensität und Spannung und zelebrierte einen Chopin, wie man ihn noch nicht gehört hat.
Mahler Chamber Orchestra, Mikhail Pletnev
Daniil Trifonov (Klavier)
Frédéric Chopin: Klavierkonzert Nr. 2 f-Moll
Konzerthaus Dortmund, 30. April 2017
Arte Concert: Online vom 30. Januar 2021 bis 2. März 2021
Fotocredit: Arte/Schuch Productions