Mit Fritz Kortner in der Titelrolle
Beethoven - Stummfilm von 1927
Der österreichische Stummfilm entstand 1927 zum 100. Todestag des Komponisten. Mit dem großartigen Charakterschauspieler Fritz Kortner (1892-1970) in der Titelrolle zeichnet der Film die wichtigsten Stationen im Leben von Ludwig van Beethoven nach und verknüpft seine Vita mit seinen bekanntesten Werken. Die neue Musik von Malte Giesen (*1988) zitiert alle im Film genannten Werke.
Der Film ist ein gutes Beispiel für die Entwicklung des Beethoven-Bildes zu Beginn des 20. Jahrhunderts, das heute noch in Ansätzen zu finden ist: Beethoven als prometheische Lichtgestalt und Rebell, der die historischen Erschütterungen seiner Zeit in großen Symphonien verarbeitet; Beethoven als Komponist, dessen Musik auch deswegen so bewegt, weil in ihr die Tragik nachklingt, die sein Leben überschattet. Dieses Bild zeichnete zuvor bereits der Beethoven-Film »Der Märtyrer seines Herzens« (1918), ebenfalls mit Fritz Kortner.
Anlässlich des 100. Todestages des Komponisten im Jahr 1927 spielte Kortner noch einmal die Titelrolle des Ludwig van Beethoven. Als eine besondere Qualität stellte die zeitgenössische österreichische Presse heraus, dass der Film an Originalschauplätzen wie Schloss Schönbrunn gedreht wurde. Der Film hat sich nur in der französischen Exportversion erhalten, restauriert wurde er vom Filmarchiv Austria.
Die neue Musikfassung des vielfach ausgezeichneten Komponisten Malte Giesen zitiert alle im Film genannten Beethoven-Werke. »Die Idee ist, aus Beethoven-Werken eine Art ‚komponierte Interpretation‘ zu entwickeln, die den Film musikalisch in immer wieder unterschiedlicher Funktion begleitet. Dabei möchte ich mit Techniken arbeiten, die unmittelbar an die zeitgenössische Ästhetik und Philosophie meiner Generation anknüpfen: Remix, Sampling, Shuffling, auch gerade der Mix Orchester/Elektronik soll hier zum Einsatz kommen. Auf diese Weise stelle ich mir die hypothetische Frage: Wie hätte Beethoven komponiert, wenn es schon Elektronik gegeben hätte?«
Regisseur Hans Otto Löwenstein war ein vielseitiger Filmpionier. Im Ersten Weltkrieg gründete er die Feldkinozentrale in Wien – Filmvorführungen sollten den Frontsoldaten zur Unterhaltung dienen. 1918 gründete er die Filmproduktionsgesellschaft Astoria-Film, die ab 1920 zu den führenden Produktionsfirmen der österreichischen Filmindustrie gehörte und vor allem Zeichentrickfilme herstellte. Mit seiner Erfindung des Ottoton-Systems, einem Nadeltonverfahren, wurde 1929 der erste österreichische Tonfilm »G’schichten aus der Steiermark« produziert. Als Löwenstein mit nicht einmal 50 Jahren starb, hinterließ er eine umfangreiche Filmografie von über 40 Filmen.
Regie: Hans Otto Löwenstein
Drehbuch: Emil Kolberg, Raymond Berner
Produktion: Allianz-Film
Kamera: Viktor Gluck
Musik, Version 2020: Malte Giesen
Ludwig van Beethoven
Mit Fritz Kortner (Ludwig van Beethoven), Lilian Gray (Giulietta Guiccardi), Heinz Altringen, Dely Drexler (Therese von Brunswick), Ernst Baumeister (Joseph Haydn), Willy Schmieder (Fürst Lichnowsky)
Fotocredit: Arte/FAA/ZDF