Die Stimme des Klaviers
András Schiff
Ein Porträt zum 70. Geburtstag über András Schiff, ein herausragender Pianist und kluger Beobachter unserer Zeit. Er nahm alle 21 Klaviersonaten von Schubert auf, Mozarts 18 Klaviersonaten und die 32 Sonaten Beethovens. Dennoch ist sein Lieblingskomponist Bach. Mit seinem Orchester Cappella Andrea Barca tritt er bis heute regelmäßig auf. András Schiff lebt in Florenz und London. 2014 hat ihn die Queen zum Sir ernannt.
Der große ungarische Pianist András Schiff hat nie gezögert, Position zu beziehen, musikalisch und politisch. Als Ungarn am 1. Januar 2011 die EU-Ratspräsidentschaft übernahm, veröffentlichte der Pianist in der Washington Post einen Text, in dem er fragte, ob sein Heimatland angesichts des grassierenden Antisemitismus, Rassismus und Nationalismus geeignet sei, diesen Posten zu bekleiden, schließlich sei die EU nicht nur eine Wirtschafts- und Handelsunion, sondern verkörpere auch gemeinsame europäische Werte. Daraufhin brach in Ungarn ein Sturm der Entrüstung los.
Mit Antisemitismus hat András Schiff, besonders als ungarischer Jude, lange Erfahrung. Gerade in seiner Heimat sei das, so Schiff, heutzutage geradezu salonfähig. In diesem Zusammenhang findet er auch, dass man in Europa dem Islamismus gleichzeitig häufig zu unkritisch begegne: »Diese Gutmenschen, die Fundamentalisten verstehen wollen, machen mich verrückt.«
Als Pianist liebt András Schiff die großen Zyklen. Von 1992 bis 1994 nahm Schiff sämtliche 21 Klaviersonaten von Franz Schubert auf, 1995 erschien seine Einspielung von Mozarts 18 Klaviersonaten und von 2004 bis 2007 spielte András Schiff die 32 Sonaten Beethovens ein.
Mit diesen Ansprüchen an sich selbst und andere geht Schiff offen um. Immer wieder wurde seine liebenswürdig-fordernde Art beschrieben. Abseits seiner künstlerischen Betätigung hat sich Schiff auch immer wieder mit starken Meinungen hervorgetan.
András Schiff lebt heute in London. 2014 hat ihn die Queen zum Sir ernannt. Das ist das erste umfassende Porträt über diesen herausragenden Pianisten und klugen Beobachter unserer Zeit.
Fotocredit: BR/Peter Fischli