Theater Magdeburg
»Wo die Liebe endet, fangen Lieder an«. Lieder des deutsch-jüdischen Komponisten Eugen Engel
Die Lieder des deutsch-jüdischen Komponisten Eugen Engel (1875–1943) lohnen eine Entdeckung dieses unbekannten Komponisten, der 1943 von den Nazis in Sobibor umgebracht wurde.
Eugen Engel (1875–1943) teilt das Schicksal vieler jüdischer Komponist*innen wie u.a. Viktor Ullmann, Hans Krása, Gideon Klein, Ilse Weber oder Pavel Haas, die in Konzentrationslagern während des Nationalsozialismus umgebracht wurden. Ihre Werke konnten häufig nur mühsam gerettet werden. Erst langsam werden sie wieder aufgeführt und dem Vergessen entrissen. Das Theater Magdeburg widmet sich – beginnend mit dem Liederabend »Wo die Liebe endet, fangen Lieder an« – der Musik von Eugen Engel.
Der deutsch-jüdische Komponist Eugen Engel, geboren 1875 in Ostpreußen, führte in Berlin die Kaufmannstradition seiner Familie fort. Daneben aber war er fest ins Musikleben der Metropole eingebunden, korrespondierte u. a. mit Bruno Walter, Wilhelm Backhaus und Engelbert Humperdinck. Und er komponierte: Sein Opus Magnum, die um 1930 entstandene, wegen des aufkommenden Nationalsozialismus aber nie aufgeführte Oper »Grete Minde« nach Theodor Fontane wird ihre Uraufführung im Februar 2022 am Theater Magdeburg erleben! Die handschriftliche Partitur des Werkes konnte Engels Tochter 1941 in die Emigration in die USA retten. Eugen Engel selbst wurde 1943 im Konzentrationslager Sobibor ermordet, keines seiner acht Geschwister überlebte die Shoah.
Als Beispiel für Engels an Wagner und Humperdinck geschultem spätromantischen Stil und als Vorgeschmack auf die Opern-Uraufführung präsentieren Sänger*innen des Theaters Magdeburg eine Auswahl seiner Lieder. Und diese lohnen entdeckt zu werden! Stilistisch lassen sich Anklänge an Richard Wagner genauso hören wie Einflüsse von Richard Strauss und Hugo Wolff, gelegentlich auch Robert Schumann und sogar die französische Musik eines Claude Debussy schwingt stellenweise mit.
Mal sind die Lieder heiter, mal sind sie melancholisch. Die Texte zu Eugen Engels Vertonungen stammen u.a. von J. W. von Goethe, Friedrich Hebbel und Theodor Storm, aber auch von der deutlich jüngeren deutsch-amerikanischen, jüdischen Lyrikerin und Journalistin Hilde Marx (1911-1986). Aus ihrem Lied »Ruhst in meinen Händen« ist der für dieses Programm titelgebende Vers entnommen. Die vertonten Texte sind naturromantische Reflexionen über das Leben, das Sterben, Heimat und Verbundenheit, und auch berührende, sinnliche Liebeslieder, teilweise durchzogen von religiöser Thematik. Sie katalysieren Engels Schaffenskraft und zeugen von seiner hohen Sensibilität. Zudem machen sie neugierig auf Engels bisher noch nie aufgeführte Oper »Grete Minde« nach der Novelle von Theodor Fontane in der kommenden Spielzeit, die in Tangermünde spielend, zudem einen starken Bezug zu Sachsen-Anhalt aufweist.
Mit: Benjamin Lee, Jadwiga Postrożna, Emilie Renard, Karina Repova (Ensemblemitglieder des Theaters Magdeburg), Gesang
Pawel Poplawski Klavier
Premiere am Sa. 3. 4. 2021, 19.30 Uhr für 24 Stunden abrufbar
Weiterer Termin am Mo. 5. 4. 2021, 11.00 Uhr für 24 Stunden abrufbar