Musik im Regenwald
Teatro Amazonas
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Das Opernhaus im Amazonas steht für Aufbruch und neues Selbstbewusstsein in allen kulturellen Bereichen. Im Teatro Amazonas in Manaus kann eine kulturelle Auseinandersetzung mit den Lebensumständen der Bevölkerung nicht ohne die Frage nach politischer und gesellschaftlicher Verantwortung auskommen. Die Sehnsucht der Brasilianerinnen und Brasilianer nach Befreiung von jeglichem Diktat ist so aktuell wie nie zuvor. Das ist auch beim diesjährigen Opernfestival in Manaus zu spüren.
Der diesjährige Höhepunkt im Teatro Amazonas ist die Oper »Peter Grimes« von Benjamin Britten. Dieses Drama um die Schuld des Einzelnen und der Gemeinschaft ist eine der wegweisenden Opern des 20. Jahrhunderts und zeigt einige Parallelen zur brasilianischen Gesellschaft auf. Auch hier kämpft man mit Verurteilungen und Vorurteilen. Politische Kämpfe und Turbulenzen in vielen Bereichen der Kultur kennzeichnen die letzten Jahre. Und immer im Mittelpunkt: das Opernhaus in Manaus.
Der neoklassizistische Prachtbau im Zentrum der Amazonas-Metropole Manaus hat Platz für mehr als 700 Menschen und war bei seiner Einweihung 1896 das zweitgrößte Opernhaus gleich nach der Mailänder Scala. Es sollte die Kautschukbarone in der neu entstehenden Weltstadt, dem »Paris der Tropen«, mit Musik beglücken.
Doch der Hunger der Industrienationen nach dem wertvollen Rohstoff brachte skrupellose Ausbeutung von Land und Urbevölkerung mit sich. Nach dem Niedergang der Kautschukindustrie verstummte auch die Musik in dem Haus. Doch der Mythos des Amazonas lebt weiter. Immer wieder dient er als Projektionsfläche für die Suche nach dem Eigentlichen.
Werner Herzog bringt das Opernhaus 1982 mit »Fitzcarraldo« wieder in Erinnerung. Seit seiner Wiedereröffnung 1990 kommen nun Regisseurinnen und Regisseure und Künstlerinnen und Künstler aus der ganzen Welt zu diesem außergewöhnlichen wie mysteriösen Schauplatz und pflegen das Kulturgut.
Film von Friedemann Hottenbacher
Fotocredit: Arte/Christian Trieloff