Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Krzysztof Urbański
Sergei Rachmaninow u.a. | Klavierkonzert Nr. 3 u.a.
Der Pianist Jewgeni Kissin als Solist
Jewgeni Kissin ist Solist in der Aufnahme des Dritten Klavierkonzerts von Sergei Rachmaninow mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Krzysztof Urbánski. Rachmaninow habe ihm immer nahegestanden, bekennt Kissin. Seit er acht Jahre alt sei, spiele er dessen Werke, die bis heute einen prominenten Platz in seinem Repertoire einnähmen. Angesichts des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine habe er während der Einstudierung von Rachmaninows Drittem Klavierkonzert daran denken müssen, »dass das, was passiert ist, nicht nur eine Tragödie für die Ukraine ist, sondern auch für Russland«. Und er habe sich an Alexander Puschkins Worte erinnert, die dieser beim Lesen von Nikolai Gogols Roman »Die toten Seelen« sprach: »Mein Gott, wie traurig ist unser Russland!«
Wie Kissin in einem Gespräch mit dem Bayerischen Rundfunk erklärt, sei das größte Problem das Finale gewesen: »Das Finale ist sehr russisch, aber es hat gleichzeitig einen sehr kämpferischen Geist und endet siegreich.« Wenn er es spiele, denke er an die beiden russischen militärischen Organisationen, die an der Seite der Ukraine gegen Russland kämpften, die Legion Freiheit Russlands und das Russische Freiwilligenkorps. »Natürlich wäre es logisch, sich am Ende des Finales die zukünftige Niederlage von Putins Tyrannei vorzustellen. Aber um ehrlich zu sein, habe ich keine Hoffnung, dass so etwas in absehbarer Zukunft passieren könnte.« Rachmaninow vollendete das Werk im Sommer 1909 auf seinem Landgut Iwanowka. Es sollte das große Zugpferd für seine Amerikatournee sein, und in der Tat wurde es ein »Elefantenkonzert«, wie Rachmaninow es selbst nannte. Auch für ihn stellte es eine Herausforderung dar, sodass er sich mit einer stummen Klaviatur im Gepäck auf die Reise begab, um es unterwegs einzuüben.
Als zweites Werk erklang die Zehnte Sinfonie von Dmitri Schostakowitsch. »Ich konnte keine Apotheose auf Stalin schreiben, konnte es einfach nicht«, bekannte Schostakowitsch im Gespräch mit seinem Assistenten Solomon Volkov. 1979 brachte dieser Schostakowitschs Memoiren im Westen heraus. Schostakowitsch erzählte darin, wie erzürnt Stalin über die Neunte Sinfonie gewesen sei. Die Zehnte habe er unmittelbar nach Stalins Tod komponiert. Sie sei eine Auseinandersetzung mit Stalin und der Stalin-Ära. »Der zweite Satz, ein Scherzo, ist, grob gesagt, ein musikalisches Porträt von Stalin.«
Programm und Besetzung
Sergei Rachmaninow: Klavierkonzert Nr. 3 d-Moll, op. 30
Dmitri Schostakowitsch: Sinfonie Nr. 10 e-Moll, op. 93
Jewgeni Kissin (Klavier)
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Krzysztof Urbański
Die Aufnahme erfolgte am 3. November 2023 in der Isarphilharmonie in München.
Fotocredit: Bildzitat aus dem Konzert von Jewgeni Kissin in der Isarphilharmonie