Portrait des »Hunderttausend-Volt-Dirigenten«
Seiji Ozawa, zurück in Japan
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Als »Energiebündel« wird er beschrieben, als »Hunderttausend-Volt-Dirigent«: Seiji Ozawa zählt zu den letzten verbliebenen Dirigentenlegenden einer goldenen Ära. Porträt des ambitionierten Maestros und Pädagogen, der das Repertoire der europäischen Klassik in Japan erst richtig bekannt gemacht hat.
Seiji Ozawa ist eine lebende Dirigentenlegende. Er lernte bei Leonard Bernstein und Herbert von Karajan und leitete als erster Asiate ein großes westliches Orchester: das renommierte Boston Symphony Orchestra, an dessen Spitze er nahezu 30 Jahre lang stehen sollte. Der japanische Dirigent machte das Orchester aus Boston zu einem der berühmtesten Ensembles ganz Nordamerikas, öffnete das Tanglewood Festival einem breiten Publikum und war Namensgeber der Seiji Ozawa Hall, die 1994 in Tanglewood als Sommerquartier des Boston Symphony Orchestra erbaut wurde.
Mit seinem Wuschelkopf, den roten Turnschuhen und der Baseballkappe – seine zweite Leidenschaft neben der Musik – entsprach Seiji Ozawa nie dem Klischee eines »klassischen« Musikers. Seinen Stil hat der Maestro bis heute nicht abgelegt – auch wenn er inzwischen etwas weniger ausgefallen wirkt als in den 70er Jahren. Da er an Speiseröhrenkrebs erkrankte, musste Seiji Ozawa beruflich kürzertreten, konnte nicht mehr ständig unterwegs sein und kehrte schließlich endgültig nach Japan zurück. Olivier Simonnet hat Ozawa fast zwei Jahre lang bei seinen Aktivitäten in Japan begleitet.
Der berühmte Dirigent legt keinen Wert auf Ehrenbezeugungen, wichtiger ist ihm, dass er seine Liebe zur Musik mit anderen teilen kann. Deshalb steckt er viel Energie in Akademien zur Förderung von jungen Nachwuchsmusikern. Seiji Ozawa spricht über Asien, die Entdeckung des westlichen Repertoires in Japan, große Komponisten und natürlich über die Weitergabe seines Könnens. Dabei wird auch sein gespaltenes Verhältnis zu seinem Heimatland deutlich: Der Musiker, der heute als Nationalheld gefeiert wird, war früher ein Outsider, der mit seinen Ansprüchen und seiner Freiheitsliebe aneckte. »Seiji Ozawa, zurück in Japan« ist ein gelungenes Porträt, das den Lebensweg des Ausnahmedirigenten mit großer Achtsamkeit und Bewunderung nachzeichnet.
Fotocredit: Arte/Camera Lucida