György Ligetis Requiem von 1965
Ruhrtriennale 2019 - Evolution
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Ein gigantisch aufwendiges Werk, wie es nur auf einem besonderen Festival wie der Ruhrtriennale umgesetzt werden kann.
Der Ungar Kornél Mundruczó gehört zu den Shootingstars der aktuellen Theater- und Filmszene. Für die Ruhrtriennale 2019 inszenierte er mit »Evolution« György Ligetis Requiem von 1965. Das Musiktheaterstück, das sich mit dem Holocaust und dem Erinnern auseinandersetzt, ist in drei Akte aufgeteilt, in denen die Musik in unterschiedlicher Form erklingt: live, aus Radio und TV sowie live verfremdet. Die Aufzeichnung bietet faszinierende Blicke auf Bühnengeschehen und Orchester sowie auf ein hyperrealistisches Bühnensetting, das sich selbst teilweise zu einer Filmkulisse wandelt.
Für die Ruhrtriennale 2019 entwickelte der ungarische Regisseur Kornél Mundruczó mit seinem Proton Theatre das Musiktheaterstück »Evolution«. Ein gigantisch aufwendiges Werk, wie es nur auf einem besonderen Festival wie der Ruhrtriennale umgesetzt werden kann: Allein der im Stück eingesetzte Wassertank, dessen Fluten sich im ersten und zweiten Akt über die Spielfläche ergießen, erfordert Räumlichkeiten mit äußerst stabilem Untergrund.
»Evolution« dringt tief ein in die Auseinandersetzung mit dem Holocaust, indem es klug die psychologischen Untiefen dreier Generationen offenbart: der Opfer-, Kind- und Enkel-Generation. Die Basis bildet das immer wiederkehrende und wie Filmmusik eingesetzte Requiem von György Ligeti.
Ist der erste Akt sehr stilisiert und düster an die Gaskammern des Holocaust angelehnt, spielt der zweite Akt wie eine Seifenoper im Wohnzimmer der mittlerweile gealterten Großmutter, die im ersten Akt als überlebendes Baby bei Aufräumarbeiten entdeckt wurde. Der dritte Akt wiederum öffnet den gigantischen Raum der Jahrhunderthalle in Bochum in eine mit Lasern ausstaffierte Szenerie, die ein sehr stimmungsvolles, dystopisches Bild einer vernetzten Welt zeichnet.
Die Inszenierung durchläuft drei Zeitebenen: die Begegnung mit dem Grauen der Vergangenheit, das traumatisierte Schweigen in der Gegenwart und eine Ahnung von einer zukünftigen Welt, in der künstliche Intelligenz dem Begriff des Gedenkens, Erinnerns und der Sprache – scheinbar unschuldig – keinen Raum mehr lässt.
Staatschor Latvija
Bochumer Symphoniker, Steven Sloane
Inszenierung: Kornél Mundruczó
Mit Yeree Suh (Sopran), Virpi Räisänen (Mezzosopran), Annamária Láng (Tochter), Lili Monori (Mutter), László Katona (Bauer), Harald Kolaas (Bauer), Roland Rába (Bauer), Proton Theatre (Theaterkompanie)
Fotocredit: Arte/Heinrich Brinkmöller-Becker/Ruhrtriennale 2019