Staatsoper Unter den Linden Berlin
Leoš Janáček: "Jenůfa"
Psychologische Extremzustände und musikalische Versöhnung in Janáčeks unter die Haut gehender Oper
Die rigiden Moralvorstellungen einer Dorfgemeinschaft setzen eine junge Frau unter Druck: Jenůfa ist schwanger von ihrem Geliebten Števa, der sich jedoch von ihr abwendet und sein Heiratsversprechen zurückzieht. Nachdem das Kind das Licht der Welt erblickt hat, bangt auch ihre Stiefmutter, die Küsterin des Dorfes, um Jenůfas Ruf und ihre eigene Zukunft. Als sich mit Laca ein weiterer Heiratskandidat anbietet, kommt ihr der Gedanke, dass ein Leben ohne das Kind für sie alle besser wäre…
Leoš Janáčeks dritte Oper wurde durch ihre Anklänge an die Volksmusik aus der Heimat des Komponisten zu seinem ersten wirklichen Erfolg und zur »mährischen Nationaloper«. Daneben wohnt Janáčeks Musik eine besondere Eigenschaft inne: Auch wenn sie psychologische Extremzustände auslotet, die zu Gewalt und Kindsmord führen, und das Innenleben der Figuren schonungslos offenlegt, richtet sie nicht über sie. So beglaubigt die Musik sogar das finale Verzeihen – eine nach den ganzen grausigen Enthüllungen und Schuldeingeständnissen am Ende der Oper fast unmöglich scheinende Botschaft von Janáčeks Humanismus.
Regisseur Damiano Michieletto fokussiert sich in seiner Inszenierung ganz auf die Figuren und ihre Psychologie. Mit klaren, strengen Bildern über äußere und innere Kälte treibt er »Jenůfa« jegliche Folklore aus.