Musikfest Berlin | Deutsches Symphonie-Orchester Berlin unter der Leitung von Robin Ticciati
Lang | Pärt | Strawinsky | Mahler
Tausende säumten die Kanäle, als Igor Strawinskys Sarkophag am 15. April 1971 in einer Trauergondel erst zur Kirche San Giovanni e Paolo, später dann zum Inselfriedhof San Michele in Venedig gebracht wurde. Die Trauerfeier in der mächtigen Backsteinkathedrale, in der viele Dogen bestattet liegen, zelebrierte der orthodoxe Archimandrit. Außer einem Requiem von Alessandro Scarlatti und Canzonen von Andrea Gabrieli erklangen Strawinskys eigene „Requiem Canticles“. Er hatte sie fünf Jahre zuvor als Auftragswerk zum Gedenken an die Bildungsmäzenin Helen Buchanan Seeger komponiert, aber „wir und er wussten, dass er sie für sich selbst schrieb“ (Vera Strawinsky). Sechs Textstellen aus der lateinischen Totenmesse wählte er aus, rahmte den Gesang mit Vor-, Zwischen- und Nachspielen, den Nervenpunkten des Ganzen. Die „Canticles“ seien „auf eine alte, atavistische Art vom Ritual geprägt“, meinte ein alter Freund des Komponisten. Die eigentümliche Spiritualität, die auf alles Vordergründige und Gefühlige verzichtet, bringt Robin Ticciati durch die Konstellation mit Werken von Komponisten zur Geltung, deren Religiosität sich ebenfalls nicht in konfessionelle Enge sperren lässt, und denen die Musik die eigentliche Brücke zum Göttlichen darstellte.
Konzertprogramm
Klaus Lang (*1971)
Ionisches Licht (2020)
für Orchester
Arvo Pärt
Pro et Contra (1966)
Konzert für Violoncello und Orchester
Igor Strawinsky (1882 – 1971)
Requiem Canticles
für Soli, Chor und Orchester (1966)
Gustav Mahler (1860 – 1911)
Adagio aus: Symphonie Nr. 10 (1919)
Besetzung
Catriona Morison, Alt
Matthias Winckhler, Bass
Valentin Radutiu, Violoncello
Rundfunkchor Berlin
Gijs Leenaars, Einstudierung
Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
Robin Ticciati, Leitung