Festspielhaus Baden-Baden
Julian Prégardien singt Schumanns "Dichterliebe"
Der wunderbare Tenor Julian Prégardien mit Schumanns vielschichtigem Liederzyklus "Dichterliebe"
In seinem „Liederjahr“ 1840 schuf Robert Schumann beinahe systematisch einen ganzen Kosmos an Liedern. Im Februar entstand der „Liederkreis“, Schumanns erste intensive Beschäftigung mit Gedichten von Heinrich Heine. Vom 24. Mai bis 1. Juni vertonte er zwanzig ausgewählte Gedichte Heines aus dem 1827 erschienenem „Buch der Lieder“. Für die Druckausgabe, die 1844 unter dem Titel Dichterliebe veröffentlicht wurde, wählte Schumann schließlich 16 Lieder aus. Bei der Uraufführung des gesamten Zyklus am 30. April 1861 in Hamburg begleitete Johannes Brahms den Sänger Julius Stockhausen.
Schumann gelingt in seiner geschickten Auswahl der Heine-Gedichte eine Art Personifikation des romantischen Künstlers schlechthin. Wir erfahren, wie diese Kunstfigur mit ihrer komplexen Psyche versucht, in der schnöden Welt zurecht zu kommen, und beobachten die unglückliche Liebe eines Egozentrikers. Gleichzeitig werden die vordergründig in sich abgeschlossenen Einzellieder durch rein musikalische Elemente wie Tonarten- und Motivbeziehungen miteinander verknüpft. Rein sinnlich, durch mehr gefühlte und geahnte als verstandene Verwandtschaften und Verknüpfungen, entfaltet der Zyklus auf diese Weise einen ungeheuren Sog. Im langen Klavier-Epilog wirken die vielfältigen Motivbeziehungen sogar rückschauend noch einmal nach.
Robert Schumann
Dichterliebe Op. 48
nach Gedichten aus dem „Buch der Lieder“ von Heinrich Heine
Julian Prégardien: TENOR
Eric Le Sage: KLAVIER
Jasmin Bachmann: MODERATION
Fotocredit: Peter Rigaud