Mit Georges Moustaki am Akkordeon
Ingrid Caven zum 85. Geburtstag
Die deutsche Version von Edith Piafs »Un étranger«
»Meine Wurzeln liegen in der deutschen Liedtradition«, betonte Ingrid Caven im Gespräch, »den Kinderliedern und den Kunstliedern von Schubert und Brahms. Ich stehe in der Tradition von Schönberg und Weill.« In dem Film »Mutter Küsters Fahrt zum Himmel« von Rainer Werner Fassbinder stellte sie sich zum ersten Mal als Sängerin vor. Im Jahr darauf gab sie im Nationaltheater in München erste Liederabende, die jedoch ohne sonderliches Echo blieben. Der große Durchbruch gelang ihr im Frühjahr 1978, als sie an der kleinen Varieté-Bühne Au Pigall’s deutsche und französische Lieder vortrug. Inszeniert wurde das Programm mit Texten von Fassbinder und Wolf Wondratschek sowie Kompositionen von Peer Raben von dem Filmregisseur Daniel Schmid. In Paris galt Caven fortan als Geheimtipp. Ihre erste Langspielplatte »Ingrid Caven au Pigall’s« machte Hans Magnus Enzensberger auf sie aufmerksam, der die meisten Texte zu ihrer zweiten Platte »Abendstern« schrieb.
Mit Soloprogrammen setzte Caven in den 1980er- und 1990er-Jahren ihre Karriere als Sängerin fort. 1992 gastierte sie erstmals in New York. Im selben Jahr sang sie zum Abschluss des Fassbinder-Festivals in der Philharmonie Lieder mit Texten von Fassbinder, Wondratschek, Enzensberger und Jean-Jacques Schuhl sowie Musik von Peer Raben. Zum Kultstar avancierte sie im Jahr 2000 durch das biografisch grundierte Buch ihres Lebenspartners, des Schriftstellers Schuhl. Der Roman »Ingrid Caven«, für den er den Prix Goncourt erhielt, zeichnet er Etappen ihres Lebens nach, darunter auch ihre Beziehung mit Fassbinder. Am 3. August 2023 feiert Ingrid Caven ihren 85. Geburtstag.
Fotocredit: Bildzitat aus der Aufzeichnung des Liederabends