Honeggers Symphonie Nr. 3 und Brahms Symphonie Nr. 4
Herbert Blomstedt dirigiert Honegger und Brahms
Genau an seinem 93. Geburtstag macht sich Herbert Blomstedt selbst ein Geburtstagsgeschenk und dirigiert die Bamberger Symphoniker, deren Ehrendirigent er ist. Auf dem Programm stehen Symphonien von Johannes Brahms und Arthur Honegger.
Arthur Honeggers dritte Symphonie ist eine liturgische Bekenntnismusik: »Ein Drama, das drei Personen - wirklich oder symbolisch - spielen: das Unglück, das Glück und der Mensch.« Die Sätze dieser symphonischen Tragödie tragen Titel, die sich an eine Totenmesse anlehnen. Das ergreifende Werk entstand 1945 / 46 als Reflexion auf die bitteren Ereignisse des Weltkrieges: »Ich habe in der Musik den Kampf dargestellt, der im Herzen des Menschen zwischen dem Verzicht auf die blinden, ihn einzwängenden Mächte und dem Drang nach Glück, Friedensliebe und der göttlichen Zuflucht ausgetragen wird.«
Blomstedt kombiniert dieses musikalische Drama mit der vierten Symphonie von Brahms - der in seinem Schaffen stets nach einer Musik strebte, die die Zeit überdauern und den Vergleich mit den größten Meistern der Vergangenheit standhalten sollte. Geschrieben 1884/85, wartet seine Abschiedssymphonie mit einem weitgehend melancholischen Gestus auf. Sie entstand zwar in unbeschwerten Monaten in einem österreichischen Urlaubsort - doch Brahms verglich sie auch mit dem Klima dort, wodurch »die Kirschen nicht süß« seien. Möglich, dass es dieser schwermütige und illusionslose Blick auf sein Lebensende war, der einige seiner Freunde zunächst irritierte. Doch dieser symphonische Schwanengesang ist ein Meisterwerk: Brahms nimmt die Hörer mit auf eine wunderbar verschlungene und scheinbar nie endende Entdeckungsreise - bis zur Reminiszenz an Johann Sebastian Bach im Finale.
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