hr-Sinfonieorchester
György Ligeti | Klang-Raum-Konzert
Dreiteiliger Konzertabend mit dem Vocalconsort Berlin und unter der Leitung von Alain Altinoglu
»Raum zu suggerieren, oder Raum assoziativ hervorzubringen, das war etwas, was ich in meinen Stücken angestrebt habe«, erklärte György Ligeti. Die Zeitlichkeit von Musik sollte Assoziationen wecken zu einer imaginären Räumlichkeit. Anlässlich der 100. Wiederkehr seines Geburtstages 2023 hat das hr-Sinfonieorchester mit dem Vokalensemble Vocalconsort Berlin ein dreiteiliges Klang-Raum-Konzert mit Kompositionen Ligetis gegeben.
Es beginnt mit dem Fluxus-Werk »Poème symphonique« für 100 Metronome aus dem Jahr 1962, Ligetis ironischem Kommentar zu den erbitterten Streitereien innerhalb der Avantgarde und zum offiziellen Konzertleben. »›Poème symphonique‹ ist mit dem Ablaufen des letzten Metronoms als beendet zu betrachten. Es obliegt dem Dirigenten, die Dauer der Pause festzulegen, nach der er die Spieler wiederum auf das Podium führt, um den ihnen gebührenden Dank des Publikums entgegenzunehmen«, schreibt Ligeti in seiner Aufführungsanweisung. Über das Orchesterwerk »Atmosphères«, das Ligeti 1961 den Durchbruch beim Publikum bescherte und seine Vision einer stehenden Musik, die »nur schimmert und irisiert«, verwirklichte, spannt sich der Bogen bis zu »Lux aeterna« am Ende. Mit diesem a-cappella-Chorwerk entwickelte Ligeti seine harmonische Technik »in Richtung einer Kontrapunktik«, indem er inmitten einer Harmonie zunächst einen Ton änderte, dann einen anderen und so weiter, bis »die neue harmonische Fläche in reiner Gestalt dasteht«.
Ebenfalls auf dem Programm steht Giovanni Pierluigi da Palestrinas »Missa Papae Marcelli«. Das Handwerk im altmodischen Sinne war Ligeti sehr wichtig, und nach dem Zweiten Weltkrieg studierte er an der Budapester Musikhochschule bei Sándor Verres Kontrapunkt im Palestrina-Stil. »Ich zerschneide nicht die Nabelschnur zur Tradition«, sagte er einmal im Gespräch, »denn ich bin ein zutiefst traditioneller Komponist. Aber ich suche nach neuen Mitteln, nach neuen Ausdrucksformen. Insofern kann ich mich als einen ›traditionellen Experimentator‹ bezeichnen.«
Programm und Besetzung
Teil 1:
»Poème symphonique« für 100 Metronome (1962)
»Atmosphères« für Orchester (1961)
»Continuum« für Cembalo (1968)
»Volumina« für Orgel (1962) Ausschnitt
Giovanni Pierluigi da Palestrina: »Missa Papae Marcelli – Kyrie«
»Hamburgisches Konzert« für Horn und Kammerorchester (2003)
Teil 2:
»Clocks and Clouds« für Chor und Orchester (1973)
»Artikulation« für Tonband (1958)
Giovanni Pierluigi da Palestrina: »Missa Papae Marcelli – Gloria«
»Hungarian Rock« für Cembalo (1968) Chaconne
»Concert Românesc« für Orchester (1951)
Teil 3:
»Éjszaka« Chor (1955)
»Reggel« Chor (1955)
»Aventures« für drei Singstimmen und sieben Instrumentalisten (1962)
»Passacaglia ungherese« für Cembalo (1968)
»Lux aeterna« Chor (1966)
Vocalconsort Berlin
Marion Lebègue (Alt)
Kamil Ben Hsaïn Lachiri (Bariton)
Sophia Körber (Sopran)
Mahan Esfahani (Cembalo)
Marc Gruber (Horn)
hr-Sinfonieorchester – Frankfurt Radio Symphony, Alain Altinoglu
Die Aufnahme erfolgte am 31. März 2023 in der Alten Oper Frankfurt∙
Fotocredit: Bildzitat aus dem Klang-Raum-Konzert des hr-Sinfonieorchesters