nachtkritik+ / Jürgen Gosch Special
Grete Jentzen und Lars Barthel | Erinnerungen an Jürgen Gosch
Was es bedeuten kann, mit Leib und Seele und im wahrsten Sinne, bis dass der Tod euch scheidet, Theater zu machen
Der Regisseur Jürgen Gosch wäre in diesem Jahr 80 Jahre alt geworden. Vom 13. bis zum 17. April 2023 gibt es im Rahmen der Reihe Der historische Stream von nachtkritik+ ein Jürgen Gosch Special. Gezeigt werden vier Inszenierungen, die jeweils für 24 Stunden online verfügbar sind.
Der Dokumentarfilm »Erinnerungen an Jürgen Gosch« von Grete Jentzen und Lars Barthel, die Gosch während seines letzten Lebensjahres filmisch begleitet haben, ist währendes gesamten Zeitraumes verfügbar. Der Film geht der Frage nach, was das Geheimnis von Jürgen Gosch und seiner Art, Theater zu machen war und gibt uns eine Ahnung davon, was es bedeuten kann, mit Leib und Seele und im wahrsten Sinne, bis dass der Tod euch scheidet, Theater zu machen.
13. April, 19 Uhr: Stream von Jürgen Goschs Inszenierung von Anton Tschechows »Onkel Wanja« am Deutschen Theater Berlin 2008: www.foyer.de
14. April, 19 Uhr: Stream von Jürgen Goschs Inszenierung von Anton Tschechows »Die Möwe« an der Volksbühne Berlin 2008: www.foyer.de
15. April, 19 Uhr: Stream von Jürgen Goschs Inszenierung der Uraufführung von Yasmina Rezas »Der Gott des Gemetzels« am Schauspielhaus Zürich 2006: www.foyer.de
16. April, 19 Uhr: Stream von Jürgen Goschs Inszenierung von Roland Schimmelpfennigs »Hier und Jetzt« am Schauspielhaus Zürich 2008: www.foyer.de
Als „heimlicher Superstar des deutschen Stadttheaters“ wurde Jürgen Gosch einmal bezeichnet. Berlin – Hamburg – Hannover – Düsseldorf – Zürich – Wien – Gosch inszenierte pausenlos. 1943 in Cottbus geboren, hatte er 1978 die DDR verlassen, weil er nach einer systemkritischen Inszenierung von Georg Büchners »Leonce und Lena« keine Arbeitsmöglichkeit mehr erhielt. In Westdeutschland erlangte er mit Sophokles’ »Ödipus« in Köln den großen Durchbruch. Auf der Theater-Biennale in Venedig wurde die Inszenierung 1985 mit dem Europäischen Theaterpreis ausgezeichnet.
Gosch widmete sich vor allem den Stücken William Shakespeares und Anton Tschechows sowie von zeitgenössischen Dramatikern wie Peter Handke, Yasmina Reza und Roland Schimmelpfennig. Ab 1982 wurde er regelmäßig zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Seine Arbeiten lösten Skandale und Jubel aus. Mit seinem Spätwerk stieg er zum Liebling des Publikums auf.
2008 war er mit seiner Inszenierung von Tschechows »Onkel Wanja« Gast beim Berliner Theatertreffen, und das Magazin »Theater heute« würdigte seine Arbeit als »Inszenierung des Jahres«. Im Jahr darauf wurde ihm diese Auszeichnung für seine Inszenierung von Tschechows Drama »Die Möwe« erneut zuerkannt. Weitere Projekte fielen seiner Erkrankung zum Opfer. Lediglich Roland Schimmelpfennigs »Idomeneo« konnte er wenige Monate vor seinem Tod noch in Szene setzen. Am 11. Juni 2009 erlag er in Berlin seiner Krankheit.
Fotocredit: Anno / nachtkritik+