Violinkonzert D-Dur, op.77
Frank Peter Zimmermann spielt Brahms
Die Einleitung des 2. Satzes - für Zimmermann immer aufs Neue eine Stelle »zum Niederknien«.
Johannes Brahms‘ Violinkonzert D-Dur op. 77 ist DAS Violinkonzert der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Am 16. und 17. April 2015 spielten Frank-Peter Zimmermann und das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks das Werk unter der Leitung von Mariss Jansons in der Münchner Philharmonie im Gasteig.
Das Violinkonzert D-Dur op. 77 von Johannes Brahms kann mit Fug und Recht als das bemerkenswerteste Violinkonzert der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bezeichnet werden. Dieser Status kommt ihm deswegen zu, da sich Brahms mit diesem demonstrativ gegen die Tradition der Werke von Geigenakrobaten wie Niccolò Paganini oder Pablo De Sarasate, aber auch der Violinkonzerte Mendelssohns oder Beethovens stellte. Er betrachtete diese Gattung vom symphonischen Standpunkt aus und strebte die perfekte Ergänzung des Orchesters mit dem Solisten an. Integration statt Demonstration. Die Kritik haderte mit dieser Neuerung und verurteilte das Werk als »gegen die Geige komponiert« und »unvirtuos«, da dem Solisten nicht genügend Freiraum zum Brillieren gegeben würde. Dies bedeutet aber mit Nichten, dass Brahms Violinkonzert simpel zu spielen wäre. Alleine der erste Satz ist mit der längste Satz in der Violinliteratur. Außerdem strotzt es vor technischen Höchstschwierigkeiten, die schon Joseph Joachim, Geigenlegende und enger Freund von Brahms, kurz vor der Uraufführung bedenklich stimmten.
Sich gegen das große Orchester zu behaupten ist nicht immer einfach, oft auch ein Kampf, findet der Stargeiger Frank-Peter Zimmermann. Aber genau darin liegt ja der Reiz des Stückes, im gegenseitigen Geben und Nehmen, Zuhören und Steigern der Wirkung. Erst recht, wenn dies wie am 16. und 17. April 2015 mit einem Klangkörper wie dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter der Leitung von Chefdirigent Mariss Jansons geschah. Und für Frank-Peter Zimmermann gab es in der Münchner Philharmonie so auch die Gelegenheit dem Orchester zu lauschen. Zum Beispiel in der Einleitung des 2. Satzes. Für Zimmermann immer aufs Neue eine Stelle »zum Niederknien«.
Fotocredit: BR