Musikfest Berlin | Collegium Vocale Gent unter der Leitung von Philippe Herreweghe
Don Carlo Gesualdo da Venosa
Fürst – Mäzen – musikalischer Dilletant – expressiver Komponist – Doppelmörder: Diese Schlagworte umreißen eine der schillerndsten Musikerpersönlichkeiten des ausgehenden 16. Jahrhunderts: Don Carlo Gesualdo, den Grafen von Consa und Fürsten von Venosa. Sein Lebenslauf ist für einen Adligen jener Zeit vollkommen unüblich, gab er sich doch weit über Gebühr den Künsten hin und schuf Kompositionen in einem ebenso einzigartigen wie anachronistischen Stil. Während sich die musikalische Welt in der Zeit um 1600 mitten im Epochenwandel befand, hielt sich der Fürst von Venosa noch an den alten, polyphonen Stil, lotete dessen Regeln allerdings bis an die äußersten Grenzen aus. Wie an seinen Madrigalen unüberhörbar ist, kam er damit hinsichtlich Expressivität, Wortausdeutung und Affektreichtum den Prinzipien des neuen, barocken Stils sehr nahe.
Eine außergewöhnliche Harmonik, überraschende Tonarten- und Modiwechsel sowie die feinste Beachtung der poetischen Vorlage führen zu einem unverwechselbaren Ausdruck. Einer der größten Verehrer von Gesualdo im 20. Jahrhundert war Igor Strawinsky, der ihm 1960 das „Monumentum pro Gesualdo“ widmete, eine instrumentale Bearbeitung von drei Madrigalen Gesualdos. In einem Beitrag von 1968 formulierte Strawinsky: „Man bräuchte feste Madrigalkonsortien, um Gesualdos Musik zu erhalten.“ Zwei Jahre später hat Philippe Herreweghe ihm mit der Gründung seines Collegium Vocale Gent diesen Wunsch erfüllt. Die Vokalwerke von Gesualdo werden von diesem Ensemble seither kontinuierlich auf höchstem Niveau dargeboten.
Konzertprogramm
Don Carlo Gesualdo da Venosa (1560 – 1613)
Madrigali a cinque voci. Libro quinto (1611)
mit Instrumentalwerken von Pietro Paolo Melli und Alessandro Piccinini
Besetzung
Collegium Vocale Gent
Miriam Allan Sopran
Barbora Kabátková Mezzosopran
Marine Fribourg Alto/Countertenor
Benedict Hymas Tenor I
Tore Tom Denys Tenor II
Jimmy Holliday Bass
Thomas Boysen Chitarrone
Philippe Herreweghe, Leitung