Die Brüsseler Oper La Monnaie / De Munt
Dmitri Schostakowitsch | Die Nase
In einer Inszenierung von Àlex Ollé mit Nicky Spence als Nase
Àlex Ollé von der Gruppe La Fura dels Baus inszenierte zum Abschluss der Saison 2022/2023 an der Brüsseler Oper La Monnaie / De Munt die Oper »Die Nase« von Dmitri Schostakowitsch. »Die Nase steht für die Schlechtigkeit in der heutigen Politik«, sagt Ollé. »Sie lässt an Trump, Putin und Erdoğan denken.« In diesen Alptraum habe er die Oper gestellt und mit seiner Inszenierung ein Porträt unserer heutigen Gesellschaft gezeichnet. »Das Fantastische, das Unsinnige des Sujets der ›Nase‹ diente mir als Grundstock der Satire. Die Fantastik ist hier nicht das Ziel, sondern ein Mittel«, erklärte Schostakowitsch in einer Debatte über die Uraufführung seiner Oper am 18. Januar 1930 im Leningrader Maly-Theater.
Er komponierte die Oper nach der gleichnamigen Novelle von Nikolai Gogol. Sie handelt von dem Major Kowaljow, der eines Morgens beim Rasieren seine Nase verliert und anschließend verzweifelt durch Petersburg läuft, um sie zu suchen. Die Partitur weist eine Reihe von Besonderheiten auf. Schostakowitsch ahmte Geräusche wie Pferdegetrappel nach. Ein Ensemble von Hausmeistern trägt acht verschiedene Texte von Zeitungsannoncen vor. In jedem Augenblick stelle die Musik einen anderen Bezug her, erläutert Ollé. Während der Arbeit an der Oper wohnte Schostakowitsch bei dem Regisseur und Schauspieler Wsewolod Meyerhold in Leningrad. Dieser wollte die Oper aufführen. Aber es wurde nichts daraus, was Schostakowitsch nach Meyerholds Tod sehr bedauerte. »Die Oper wurde abgesetzt unter dem Vorwand, es seien zu viele Proben nötig gewesen, die Schauspieler seien erschöpft«, schreibt Schostakowitsch in den von seinem Schüler Solomon Volkow aufgezeichneten Memoiren.
Besetzung
Musikalische Leitung: Gergely Madaras
Inszenierung: Àlex Ollé (La Fura dels Baus)
Bühnenbild: Alfons Flores
Kostüme: Lluc Castells
Licht: Urs Schönebaum
Platon Kusmitsch Kowaljow, Kollegienassessor: Scott Hendricks
Die Nase: Nicky Spence
Iwan Jakowlewitsch, Barbier: Alexander Roslavets
Praskowja Ossipowna, Frau des Iwan Jakowlewitsch: Giselle Allen
Iwan, Lakai Kowoaljows: Anton Rositskiy
Ein Wachtmeister: Alexander Kravets
Pelageja Grigorjewna Podtotschina, Stabsoffiziersfrau: Natascha Petrinsky
Tochter der Podtotschina: Eir Inderhaug
u.a.
La Monnaie Symphony Orchestra und Chöre
La Monnaie Chorakademie, geleitet von Benoît Giaux
Fotocredit: Bernd Uhlig