Film von Lisa-Marie Schnell und Alexandra Hardorf
Diesen Kuss der ganzen Welt
Das meistgespielte, beispiellose Komponisten-Genie: Was bedeutet Ludwig van Beethoven jungen Leuten in aller Welt heute? Eine Abenteuerreise auf den Spuren Beethovens rund um den Globus.
Das Filmteam trifft biertrinkende Beethoven-Fans in Australien, singende Zehntausend in Japan, einen virtuosen Nachwuchs-Pianisten in Indien, einen jungen Geiger in Namibia und begeisterte Tänzer in Kolumbien. Was passiert da, wenn Beethovens Werke erklingen?
Welche Wirkung entfalten sie im digitalen, globalen 21. Jahrhundert? Was machen Millennials in völlig unterschiedlichen Kulturen heute aus dem Titanen der deutschen Klassik: »Lebt« Beethoven - oder bleibt er auf dem wohletablierten Sockel der Verehrung?
Dass schon der scheinbar unnahbare »Titan« mit seiner Musik die ganze Welt umarmen wollte, hört man im mächtigen Chorklang seiner 9. Sinfonie: »Diesen Kuss der ganzen Welt!« - ein Welthit der musikalischen Völkerverständigung.
Die filmische Reise beginnt in Australien, wo Beethoven gerade in einer großen Umfrage zum nationalen Lieblingskomponisten gewählt wurde. In Brisbane trifft das Filmteam Alondra de la Parra, die Chefdirigentin des Queensland Symphony Orchestra. Geboren wurde sie 1980 in New York, aufgewachsen ist sie in Mexico City. In der Männerdomäne des Dirigierens hat sie sich schon jung einen Namen gemacht. Ihr Orchester in Brisbane spielt im Film die 6. Sinfonie, die »Pastorale«. Über Beethoven sagt Alondra de la Parra, dass er in der DNA jedes Musikers sei - auch in ihrer eigenen. Musikalisch gesehen sei er so etwas wie ihr bester Freund, wenn sie auch mit seiner Persönlichkeit hadert: »Ich stehe mit diesem Mann in solch einem Konflikt, dass ich ihn nicht hätte kennenlernen wollen. Es reicht mir, ihn durch seine Musik zu treffen.«
Vom großen Meister schwärmen auch die junge Sopranistin, die alljährlich im »Chor der 10 000« im japanischen Naruto die »Ode an die Freude« schmettert oder der 13-jährige indische Starpianist Lydian Nadhaswaram, der nicht nur die »Mondscheinsonate« genial und neu interpretiert.
Eine ungeahnte Rolle spielt Beethoven bei einem Kulturprojekt mit kolumbianischen Straßenkindern oder beim jungen Orchestermusiker Ronaldo Kandume in der Namibischen Wüste: jenseits der großen Bühnen, im Alltag der Menschen und in den großen Landschaften, in denen sie leben. In Beethovens Heimat schließlich bringt der Berliner Musikproduzent Moguai Beethoven und Techno zusammen - und Zehntausende zum Jubeln und Feiern. Was verbinden die jungen Elektrofans mit Beethoven? Und was verbindet Beethoven mit Europa? Ein neuer Blick auf die »Ode an die Freude«.
Auf ihrer Weltreise in Sachen Beethoven finden die Filmemacher in jeder Zeitzone, an jedem besuchten Ort eine spannende, ungewöhnliche, anrührende, virtuose oder coole Beethoven-Story. Authentische Geschichten junger Leute, in deren Leben Beethoven und sein Werk aus verschiedenen Gründen eine entscheidende Bedeutung hat. Wie kann das deutsche Komponisten-Genie mit seiner Musik auch 250 Jahre nach seiner Geburt Menschen auf allen Kontinenten berühren, beschäftigen und nachhaltig beeinflussen?
Fotocredit: ZDF/3Sat