Schwetzinger Festspiele 2019
Der Fall Babel: Musiktheater in 13 Szenen und einem Epilog
Die Vielfalt als negative Utopie: Elena Mendoza und Matthias Rebstock holen den babylonischen Mythos in die Gegenwart
Ganze neun Verse umfasst die alttestamentarische Geschichte vom Bau der Stadt Babel und ihrem bis in den Himmel reichenden Turm, aber die Quintessenz der Erzählung ist ungeheuerlich. Gott straft die Menschen mit Vielsprachigkeit. Ohne einander zu verstehen, können sie den Bau nicht vollenden und zerstreuen sich über die Erde. Als gottgegeben wird erklärt, dass ein vielstimmiges Miteinander nicht möglich sei. Die Vielsprachigkeit müsse überwunden werden, um einen vorhistorischen paradiesischen Zustand wiedererlangen zu können.
Elena Mendoza und Matthias Rebstock beziehen sich auf diesen Mythos, allerdings in einer modernen Form, die den Mythos spiegelt, ihn umkehrt: Fabio Morábito hat diese Vision in seinem Essay „Por qué traducimos“ entworfen: Er beschreibt das Bild einer in ferner Zukunft existierenden einsprachigen, kulturell völlig verarmten menschlichen Gesellschaft, die zurückblickt auf unsere Gegenwart, die zwar voller Widersprüche, aber auch gerade deshalb voll Reichtum ist.
Beserzung
Elena Mendoza: Komposition, Text & szenische Mitarbeit
Matthias Rebstock: Regie, Text & musikalische Mitarbeit
Walter Nußbaum: Musikalische Leitung
Bettina Meyer: Bühne
Sabine Hilscher: Kostüme
Ulrich Schneider: Licht
Schola Heidelberg
Tobias Dutschke, Martin Homann & Almut Lustig: Schlagzeug
Ayano Durniok: Schauspielerin
David Luque: Schauspieler
SWR Experimentalstudio
Joachim Haas & Constantin Popp: Klangregie