Sächsischen Staatskapelle, Antonio Pappano
Sergej Rachmaninow in Dresden
Es war nur eine kurze Zeit, die Sergej Rachmaninow in Dresden verbrachte. Als er im November 1906 in die sächsische Residenz kommt, hatte er auf dem internationalen Parkett gerade mit seinem Klavierkonzert Nr. 2 für Aufsehen gesorgt. In Russland jedoch ist sein Stern am Sinken. Er leidet unter der Häme der Kritiker und stürzt in eine tiefe Lebenskrise.
Im beschaulichen Dresden kommt der Komponist und Virtuose zur Ruhe, sucht in anfänglicher Zurückgezogenheit Kraft. »Wir leben hier still und bescheiden [...] wir sehen keinen und kennen niemanden. Und auch selbst lassen wir uns nirgends sehen und wollen auch niemanden kennenlernen. Alle Russen, scheint es, leben jenseits der Grenze. Und die Familie fühlt sich wohl in der Stadt an der Elbe: Die Stadt selbst gefällt mir sehr: sehr sauber, sympathisch und viel Grün in den Gärten«, schreibt er kurz nach seiner Ankunft 1906 an einen Freund in der Heimat. Die Schreibblockade ist überwunden. Zahlreiche neue Werke entstehen, darunter die 2. Sinfonie e-Moll op. 27, die 1. Klaviersonate d-Moll op. 28 sowie die sinfonische Dichtung »Die Toteninsel« op. 29 nach einem Gemälde Arnold Böcklins.
Bei Antonio Pappano ist Rachmaninows Zweite in den besten Händen. In London, als Sohn italienischer Eltern geboren und in Connecticut aufgewachsen, gilt Pappano als technisch vollendeter Handwerker, der auch abseits der Bühne für seine Arbeit brennt: Wie nur wenige beherrscht es Pappano, auf der Klaviatur der Neuen Medien zu spielen. Operneinführungen, Werbespots und Interviews, amüsant und lehrreich, geben davon Kunde.