Aus der Thomaskirche Leipzig
J. S. Bach: Matthäus-Passion BWV 244
800 Jahre Thomanerchor - Leipzigs berühmtester Knabenchor feierte 2012 sein großes Jubiläum. Ohne Unterbrechung und über die Zeiten hinweg haben Generationen von Chorschülern den Dreiklang Glauben, Singen und Lernen weitergetragen. Bedeutende Kantoren standen dem Thomanerchor vor. Der berühmteste von ihnen, Johann Sebastian Bach, trat 1723 sein Amt in Leipzig an. Zu seinen Aufgaben gehörte eine alljährliche Passionsaufführung am Karfreitag. 1727 erlebten die Besucher der Thomaskirche dann erstmals die Matthäus-Passion - ohne vorher zu wissen, welche wahrhaft »passionierte« Musik von nahezu drei Stunden Dauer sie hören würden.
Der Thomaskantor und sein Autor Christian Friedrich Henrici erzählen darin die Geschichte der Kreuzigung Christi, wie sie im Evangelium des Matthäus steht. Zum ersten Mal komponiert Bach ein großes Werk für zwei gleichberechtigte Chöre. Gleichzeitig erschafft er aber auch Arien und Rezitative voll unglaublich musikalischer Vielfalt. Die Matthäuspassion ist einer der Höhepunkte protestantischer Kirchenmusik und erfreut sich weltweiter Beliebtheit.
Mit der Bach-Renaissance im 19. Jahrhundert setzten die regelmäßigen Aufführungen der Johannes- und der Matthäus-Passionen im jährlichen Wechsel ein. Und so ist es bis heute geblieben. Mit der Matthäuspassion waren Gewandhausorchester und Thomaner im Jubiläumsjahr auch in Japan, Korea und England zu Gast. Der damalige Thomaskantor Georg Christoph Biller, der Chor und Orchester leitete, war selbst Thomaner und hat danach in Leipzig Gesang, Dirigat und Kirchenmusik studiert. 1992 wurde er in dieses bedeutende kirchenmusikalische Amt berufen und war damit 16. Thomaskantor nach Johann Sebastian Bach, aber auch Nachfolger so bedeutender Thomaskantoren wie Karl Straube, Günther Ramin, Erhard Mauersberger und Hans-Joachim Rotzsch.
Fotocredit: MDR/Christiane Fritsch