Film von Claus Wischmann
Gozo - Eine Insel, zwei Opern
Auf Gozo, der kleinen Nachbarinsel von Malta, stehen zwei Opernhäuser im Abstand von 300 Metern. Es gibt zwei Dirigenten, zwei Chöre, zwei technische und organisatorische Teams, die sich alljährlich mit der besseren Opernaufführung übertrumpfen wollen.
Die überirdische Weihe bekommen sie von zwei rivalisierenden Kirchengemeinden, die im Hintergrund den beiden Opernhäusern auf dem steinigen Felsen ihren Segen spenden. Für jeden Gozitaner ist es entscheidend, welcher Kirche und damit auch welchem Clan er angehört. Blau für die Kathedrale Santa Maria oder Rot für die Basilika St. George. Eine Zugehörigkeit, die in den Familien weitervererbt wird und das ganze Leben mitbestimmt. Teil dieses Clanlebens ist eine ausgeprägte Rivalität. Wer hat den größeren Chor, wer die lauteren Feuerwerkskörper, wer die prächtigere Madonna?
Dann kam vor 40 Jahren der Tag, an dem die Blauen beschlossen, es sei Zeit für ein eigenes Opernhaus. Das konnten die Roten nicht auf sich sitzen lassen. 300 Meter weiter die Hauptstraße hoch errichteten sie ein eigenes Haus. Aus dem Krieg der Clans wurde ein Sängerkrieg, ausgefochten mit Stimmen und Noten. Seitdem liefern sich die beiden Opernhäuser Jahr für Jahr einen leidenschaftlichen Wettstreit um die beste Aufführung.
Diese sind mit jeweils über 1.000 Zuschauerinnen und Zuschauern ausverkauft. Die Opernaufführungen sind ein Muss für maltesische Musikliebhaber und jeden, der auf der Insel Rang und Namen hat. Mittendrin der maltesische Startenor Joseph Calleja, der als Teenager seinen ersten Auftritt auf Gozo hatte.
Der Film begleitet fast ein Jahr lang die Vorbereitungen für die alles entscheidende Aufführung. In überwiegend ehrenamtlicher Arbeit und mit schier unermüdlichem Engagement entstehen zwei außergewöhnliche Operninszenierungen.