Heidelberger Stückemarkt
Internationaler Autor:innenWettbewerb Spanien
Texte von Rocío Bello, María Velasco, Xavier Uriz und Ruth Rubio
Anna träumte davon, das Sanremo-Festival zu gewinnen und als Popstar die Welt zu erobern. Aber sie tat es nicht, sie blieb im Dorf und heiratete einen hässlichen, aber guten Mann. Sie hatten vier Töchter und wohnten im blauen Haus. Jetzt ist ihr Mann im Alter von zweiundneunzig Jahren gestorben. Die Familie trifft sich zur Totenwache und zum Kampf um ein Erbe, das wertlos ist. »Mein Italienfilm« ist die Geschichte von sieben Frauen: die verwitwete Mutter, vier Töchter, zwei Enkelinnen. Anna wie Anna Magnani, Claudia wie Claudia Cardinale, Gina wie Gina Lollobrigida, Lucia wie Lucia Bosè, Sofia wie Sophia Loren. Maria und »Ich«, die Enkelinnen, erzählen die Geschichte. Ein weibliches Universum, dessen Bühne die Männer nie betreten.
»Mein Italienfilm« von Rocío Bello aus dem Spanischen von Charlotte Roos
Es lesen Nicole Averkamp, Johanna Dähler, Maren Kraus, Katharina Ley, Jennifer Münch, Charis Nass und Leon Maria Spiegelberg
Einrichtung Georg Zahn, Michael Letmathe
______________________
Eine junge Frau sondert sich beim Barbecue von ihrer Familie ab, um im Schatten eines Baumes zu lesen. Als die Nacht hereinbricht, stellt sie fest, dass ihre lange Mähne am Harz des Baumes festgeklebt ist. Ihr Vater schneidet ihr rücksichtslos die Haare ab, und das Mädchen ist kahlköpfig. Mit diesem Übergangsritus beginnt der Kreuzweg der jungen Frau aus der Generation Y, die wir in ihren Rollen als jüngste Tochter, als Doktorandin und als Sexarbeiterin kennenlernen. Nachdem ihr Weg zahlreiche Windungen und Wendungen genommen hat, beschließt die Frau, sich auf die Suche nach ihrem Baum zu machen. Was bedeutet es, entwurzelt zu sein? Kann man ökologisches Denken auf menschliche Beziehungen anwenden? Die Geschichte einer Ermächtigung – in grünem Gewand.
»Ich will die Menschen ausroden von der Erde« von María Velasco aus dem Spanischen von Franziska Muche
Es lesen Hans Fleischmann, Katharina Ley, Hendrik Richter, Christina Rubruck und Esra Schreier
Einrichtung Goldie Röll, Ida Feldmann
______________________
Immer mehr Selbstmorde folgen aufeinander, bis sie schließlich als Pandemie eingestuft werden. Um sie zu bekämpfen, richtet das Gesundheitsministerium eine Abteilung von Psycho-Thanatologen ein, Experten für die Entscheidung, wer Suizid begehen darf und wer nicht. Um diese Thanatologie herum entsteht eine kommerzielle Industrie: von der professionellen Begleitung von Selbstmördern in ihren letzten Stunden bis hin zu Videos von Abschiedszeremonien. Der mallorquinische Autor Xavier Uriz bezeichnet sein Stück als »ein Werk über eine nahe Zukunft, die vielleicht nicht aufregend, aber korrekt, gebildet, ordentlich und sauber ist«. Das Stück wurde noch vor der Covid-19-Pandemie geschrieben. Doch zeigt die Statistik über Selbstmord in Spanien, dass sich die Fälle in den letzten zwei Jahren vervielfacht haben, insbesondere bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen.
»Thanatologie« von Xavier Uriz aus dem Katalanischen von Thomas Sauerteig
Es lesen Sophie Arbeiter, Nicole Averkamp, Massoud Baygan und Daniel Friedl
Einrichtung Theresa Leopold
______________________
»Das Experiment läuft seit 520 Tagen und die Population besteht mittlerweile aus 2.200 Ratten, die in einer anarchischen, brutalen Welt leben, fast ohne Sex. In der siebten Phase kommt es verstärkt zu Kannibalismus, Jungtiere werden gefressen. Und eine Gruppe von Männchen verschanzt sich in einem geschützten Bereich, um sich nur noch zu putzen. Sie wollen sich weder fortpflanzen noch kämpfen. Daher haben wir überlegt, ein neues Element hinzuzufügen, eine fremde Ratte. Eine Überlebende des vorherigen Experiments.« In ihrem Stück verschränkt Ruth Rubio eine absurde Familiengeschichte mit dem Rattenexperiment Universum 25, das der Verhaltensforscher John B. Calhoun 1972 durchführte. Was passiert, wenn Ratten aufhören, sich wie Ratten zu verhalten?
»Die Feuerfesten (Universum 29)« von Ruth Rubio aus dem Spanischen von Miriam Denger
Es lesen Sandra Bezler, Jonah Moritz Quast, Christina Rubruck und Esra Schreier
Einrichtung Jürgen Popig