Live-Streams, Videos und TV-Ereignisse
aus Oper, Konzert, Ballett und mehr!

Musikfest Berlin | Orchestre des Champs-Élysées & Collegium Vocale Gent unter der Leitung von Philippe Herreweghe

Fauré | Brahms | Strawinsky

Berliner Festspiele

In der Mediathek verfügbar bis 8. September 2021

Strawinskys Entscheidung, zum 50-jährigen Bestehen des Boston Symphony Orchestra ein vokalsymphonisches Werk um lateinische Psalmverse zu komponieren, irritierte 1930. Der Bonvivant der Sachlichkeit und die Religion – wie passte das zusammen? Auf alte biblische Dichtungen, poetische Übungen über die Transzendenz, bezogen sich russische Komponist*innen bis hin zu Schostakowitsch häufiger, mehr oder weniger offen. Mit der Wahl der Texte und der Art, wie er sie komponierte, steuerte Strawinsky eine Dimension jenseits der Religionen an: Die Psalmen stammen aus einer Zeit vor dem ersten Schisma der Schriftreligionen (der Lösung der Christen vom Judentum), in den Rahmenteilen nahm er auf musikalische Modelle aus der orthodoxen, im fugierten Mittelteil auf Traditionen in den Westkirchen Bezug.

Brahms komponierte dieses Chorwerk als 25-Jähriger, während seines Aufenthaltes in Detmold, wo er von 1857 bis 1859 nicht nur als Pianist und Klavierlehrer, sondern auch als Chorleiter und Dirigent wirkte. Während dieser Zeit beschäftigte er sich intensiv mit Alter Musik und ein Nachhall seiner Beschäftigung mit Bach ist noch zu hören.

Mit seinem Requiem schrieb Gabriel Fauré kein Werk des Schreckens, sondern der Hoffnung auf eine Transformation. Damit stellte er sich in eine Diskussion, an der auch Brahms mit seinem Requiem und Mahler mit seiner „Auferstehungssymphonie“ teilhatten. Die spirituellen Nervenpunkte gleichen denen in Strawinskys „Psalmensymphonie“: Klagen, Bitten, Gotteslob, Errettung.

In der kirchlichen Praxis wurden Requien nicht nur zum Begräbnis, sondern auch zum Gedenken zelebriert. So betrachtet, ist dieses Konzert ein Requiem für Strawinsky mit größeren Stücken als Rahmen und Brahms' frühen Chorwerk als Mitte. Brahms bezieht sich im „Begräbnisgesang“ auf die Tradition der Begräbnismusik und strich die Streicher aus der Partitur. Dennoch ist das Werk nicht ausschließlich an die kirchliche Praxis gebunden. So schreibt er an seinen Verleger: „Wir singen nicht bloß am Grab und nicht vom Grab, sondern zum Begräbnis und zum Andenken an das Begräbnis.“ 1856 verstarb Robert Schumann und das Chorwerk ist auch als ein Andenken an seinen Freund und Förderer zu verstehen.

Philippe Herreweghe, der geschichtskundige Künstler, stellt Strawinsky in Konstellationen, in denen er selten betrachtet wird.

Konzertprogramm
Gabriel Fauré (1845 – 1924)
Requiem op. 48 (Originalfassung von 1893)
für Sopran, Bariton, Chor und Orchester

Johannes Brahms (1833 – 1897)
Begräbnisgesang op. 13 (1858)
für gemischten Chor und Blasinstrumente

Igor Strawinsky (1882 – 1971)
Psalmensinfonie (1930, rev. 1948)
für Chor und Orchester
dem Boston Symphony Orchestra gewidmet

Besetzung
Dorothee Mields, Sopran
Krešimir Stražanac, Bariton

Collegium Vocale Gent
Orchestre des Champs-Élysées
Philippe Herreweghe, Leitung

Die Kultur-Streaming-Tipps der Woche

Jeden Freitag neu. Jetzt anmelden zum FOYER-Newsletter.
Mit der Anmeldung zum Newsletter erkläre ich mich damit einverstanden, dass die Port Media GmbH (Betreiber von FOYER) mich künftig per E-Mail mit einem Newsletter informiert. Ich kann dieses Einverständnis jederzeit widerrufen. Die Datenschutzerklärung von FOYER mit weiteren Hinweisen zum Datenschutz und meinen Rechten habe ich zur Kenntnis genommen.