Richard Siegal and the Ballet of Difference
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Provokativ, hierarchiekritisch und hochästhetisch – all das kann Ballett sein. Zumindest, wenn Richard Siegal der Choreograph ist. Frei nach dem Motto »Grenzen sind zum Überschreiten da« will er Veränderung tanzbar machen. Tanz 2.1 sozusagen. Mit dem BoD, dem Ballet of Difference, leitet er eines der aufregendsten freien Ensembles der Szene. Das Programm ist straff, das Ziel ehrgeizig: drei Stücke an einem Abend, zwei Premieren in München und Köln – und der unbedingte Wille, Tanzgeschichte zu schreiben. Benedict Mirow zeigt nicht nur das Making-of eines unvergesslichen Tanzabends, sondern zugleich das Making-of einer unvergleichlichen Tanzkompanie.
Wer bei Ballett Bilder von Tutus und althergebrachten Tanztraditionen im Kopf hat, wird bei Richard Siegal eines Besseren belehrt. Er leitet eines der aufregendsten freien Ensembles der Tanzszene: das BoD (Ballet of Difference). Manch einer würde vielleicht sogar so weit gehen, Siegal als radikal zu bezeichnen. Mit innovativen und experimentierfreudigen Choreographien unterläuft er traditionelle Codes und Konventionen, lotet neue Dimensionen aus – an der Schnittstelle zwischen Material und Körper. Da kann es schon mal sein, dass die Tänzer in Kostümen mit aufblasbaren Elementen wie Libellen über die Bühne schweben oder an einem Korsett mit Griff in die Luft geworfen werden. Siegal fordert das Publikum heraus – mit ungewöhnlichen Settings, Sounds und Bewegungen, die die den klassischen Tanz weit über die Grenzen seiner Formensprache und seiner Themen hinauskatapultieren.
Der freie Choreograph bringt zusammen, was auf den ersten Blick konträr erscheint: Konservatismus und Progressivität, Erbe und Erneuerung, Klassik und Individualismus, Europa, Afrika und Japan. Die Spannung, die aus diesen Kontrasten und Stilmixen entsteht, entlädt sich in explosiven Bewegungen. Künstlerische Freiheit, schonungslose Leidenschaft, schmerzhafte Disziplin und die berührende Sinnlichkeit des Tanzes – all das sind Stoffe, aus denen Tanzträume sind. Siegal versteht es, den Zuschauer mit emotionaler Wucht in seinen Bann zu ziehen. Wir begleiten ihn und seine Tänzer bei den schweißtreibenden Proben bis hin zur Premiere, erleben die Hochs und Tiefs der Stückfindung, werden Zeuge von wundgetanzten Füßen und leiden mit, wenn ein Tänzer kurz vor dem Ziel verletzungsbedingt ausfällt.
Fotocredit: BR/NIGHTFROG GmbH