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I Teatri di Reggio Emilia

Benjamin Britten | The Turn of the Screw

Fabio Condemi setzt die unheimliche und rätselhafte Kammeroper in Szene.

»Die eigentliche Aufgabe besteht darin, die Leere zu hinterfragen, die Abwesenheit, die alle Charaktere in eine unaufhaltsame Abwärtsspirale zieht«, schreibt Fabio Condemi in seinen Regienotizen. Am Opernhaus der italienischen Stadt Reggio Emilia inszeniert er Benjamin Brittens Kammeroper »The Turn of the Screw« (Die Drehung der Schraube). Britten komponierte das unheimliche und rätselhafte Werk nach einem Libretto, das Myfanwy Piper auf der Grundlage der gleichnamigen Geister-Novelle von Henry James verfasste.

Eine Gouvernante soll sich in einem abgelegenen Landhaus mit der Haushälterin Mrs Grose um die beiden verwaisten Kinder Miles und Flora kümmern. Schon bald nach ihrer Ankunft beginnt sie eine geisterhafte Erscheinung zu sehen, in der die Haushälterin den ehemaligen Diener Peter Quint erkennt. Quint kam – wie die frühere Gouvernante, Miss Jessel, deren Geist ihrer Nachfolgerin ebenfalls erscheint – auf mysteriöse Weise ums Leben. Die neue Gouvernante bemerkt bald, dass die Kinder etwas über die Geister wissen, und beschließt, den Kampf gegen das Böse aufzunehmen. Vor allem der Junge, Miles, scheint zunehmend in den Bann von Peter Quint zu geraten, obwohl er bestreitet, etwas mit ihm zu tun zu haben. Der Kampf um die Seele des Jungen erreicht seinen Höhepunkt, als die Gouvernante Miles dazu zwingt, seine Beziehung zu Quint einzugestehen. Als Miles den Namen Peter Quints ausspricht, bricht er tot zusammen.

Henry James schafft die beklemmende Atmosphäre seiner Novelle dadurch, dass er die Geschehnisse nur aus der Sicht der Gouvernante erzählt. Somit wird nie klar, ob sich die Gouvernante die Geistererscheinungen nur einbildet und langsam den Verstand verliert oder ob die Geister wirklich da sind. Im Gegensatz dazu treten die Geister bei Britten auf der Bühne auf und singen ihren Text, sodass sie realer wirken als in der Novelle. Quint interagiert mit Miles sogar, wenn die Gouvernante abwesend ist. Wie der Musikwissenschaftler Henning Eisenlohr ausführt, geht es eher um eine homosexuell-pädophile Beziehung zwischen Miles und Quint sowie um den Kampf zweier Prinzipien, zwischen denen Miles wählen muss. Sie werden verkörpert von der konservativen Gouvernante und dem abenteuerlichen Quint. Diese Deutung legen auch die Strukturen der Komposition nahe. Der Regisseur Fabio Condemi sieht Brittens Oper ebenfalls nicht nur als eine musikalische Umsetzung von Henry James’ Novelle. Vielmehr betrachtet er sie als tiefgreifende Reflexion über die Themen der Novelle, »eine musikalische Parallele, die immer wieder mit dem Original in Dialog tritt und sich zuweilen auch von ihm löst«.

»The Turn of the Screw« ist Brittens erstes groß dimensioniertes Werk, in dem er eine Zwölftonreihe verwendet. Wie bei Henry James der Erzählrahmen, in dem ein Mann seinen Freunden am Kamin eines englischen Landhauses eine Geistergeschichte vorliest und die einzelnen Szenen einander abwechseln, erfolgt bei Britten ein Wechsel zwischen den Szenen und einem zwölftönigen instrumentalen Thema sowie dessen 15 Variationen. Die musikalische Leitung hat Francesco Bossaglia inne. Die Partie der Gouvernanten übernimmt Laura Zecchini, Peter Quint ist Florian Panzieri.

Besetzung

Musikalische Leitung: Francesco Bossaglia
Regie: Fabio Condemi
Bühne: Fabio Cherstich
Kostüme: Gianluca Sbicca
Licht: Oscar Frosio

Prolog: Florian Panzieri
Peter Quint: Florian Panzieri
Miles: Ben Fletcher
Flora: Maia Greaves
Gouvernante: Laura Zecchini
Mrs Grose: Chiara Trapani
Miss Jessel: Liga Liedskalnina

Fotocredit: Pier Casotti

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