In der Mitte des Programms steht ein Werk eines der Großen des 20. Jahrhunderts: "Ramifications" (Verästelung) von György Ligeti, aus der Zeit der avantgardistischen 60er-Jahre. Ein Stück für Streichorchester, in dem sich Klangschichten faszinierend über einander schieben und sich dem Titel entsprechend gleichsam verzweigen.
Ligeti zu seinem Stück: „Kompositionstechnisch stellen ,Ramifications' eine Weiterentwicklung meiner Arbeitsweise mit komplexen musikalischen Netzgebilden dar; sie sind gleichsam ein Endpunkt in der Entwicklung von ‚dicht und statisch’ zu ‚durchbrochen und beweglich’. Der Titel bezieht sich auf die polyphone Technik der Stimmführung: in einem Knäuel zusammengebundene Einzelstimmen bewegen sich divergent, so dass sich die Stimmbündel allmählich auflösen.
Johannes Maria Staud schrieb sein Stück "Oskar (Towards a Brighter Hue II)" 2014 für die Geigerin Midori und das Lucerne Festival. Ist es ein Violinkonzert? Der Komponist: „Ich vermeide den Begriff Konzert; solche Stücke heißen bei mir immer nur Musik für Violine und Orchester. Die Konfrontation von Solistin bzw. Solist und einem Tutti-Apparat ist gewissermaßen eine musikalische Ursituation, und sich damit auseinanderzusetzen – ob man das Ergebnis nun Konzert oder ganz anders nennt –, das interessiert mich sehr. Die Besetzung ist eine überaus bekannte, scheinbar antiquierte, aber genau aus diesem Grund fällt mir zu ihr etwas ein.“
György Ligeti, Ramifications (1968/69)
Johannes Maria Staud, Oskar (Towards a Brighter Hue II) (2014)
Ensemble Resonanz
Ernst Kovacic, Violine
Johannes Fischer, Dirigent